Die Hürden des zweiten Albums können gelegentlich zu hoch sein. Auch das britische Trio von Girl Ray scheitert daran, nicht zuletzt an den Erwartungen, entstanden durch diese ganz besondere Platte aus dem Jahr 2017. Gitarren klingelten unbeschwert, manchmal dröhnte eine samtige Orgel im Hintergrund und alles fühlte sich an wie aus einem Guss. Zwei Jahre später ist davon nicht mehr viel zu sehen und zu hören ist entsprechend nun das, was im Jahr 2019 so gespielt wird wenn man erfolgreich seine Alben verkaufen möchte: Pop und R&B. Die Verschiebung wurde anscheinend durch den Aufstieg der Ariana Grande zur Pop-Aristokratien inspiriert, von Metronomy und von Christine & the Queens-Produzentin Ash Workman unterstützt.
Dabei gibt es auch ganz gute Stellen, die auf fruchtbaren Boden gesät wurden. „Friend Like That“ hüpft wie ein Tischtennisball auf einem synthetischem Schlagzeug herum. „Show Me More“ wird von funkigen Gitarren-Licks angetrieben und auch die packende Eröffnung von „Since“ besticht durch schimmernde Synths und schwindelerregende Harmonien. Hier funktioniert der erfrischende elektronische Einfluss bestens, der auf die glorreichen Tage des klassischen R&B zurückgeht. Aber verständlicherweise fühlt sich „Girl“ eher forschend als sicher an und niemals so sicher, wie man es sich im Vorfeld erhofft hätte. „Go To The Top“ ist dagegen eine Rückkehr zu den ungewöhnlich kuriosen Bildern des Debüts, während das höchst unangenehme „Just Down The Hall“ wie eine verlorene B-Seite der Cardigans klingt.
Trotzdem gebührt Respekt, sich vom Kern des Debüts zu entfernen, etwas völlig neues auszuprobieren und der ursprünglichen DNA eine kräftige neue Mixtur zu verabreichen. Gespannt sein darf man daher auf das dritte Album von Girl Ray. Es könnte etwas glänzendes und ganz fabelhaftes entstehen.
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