A CREATURE I DON’T KNOW endet mit einem kathartischen, rockschwingenden Ausbruch und ist eine weitere gute Veröffentlichung von LAURA MARLING, textlich düster, tendiert aber im Wesentlichen zu einem zunehmend sonnigen, anspruchsvollen Sound.
Die Musik von Laura Marling fühlt sich zeitlos an. Marling erinnert dabei auch an Künstlerinnen wie Joni Mitchell und Fiona Apple, bis hin zu Tori Amos und PJ Harvey. Dennoch wirken ihre Lieder losgelöst von der Zeit, es fehlen Hinweise oder Wegweiser, die darauf deuten, ob ihre Geschichten und Szenen vor 500 Jahren oder gestern spielen könnten. Marling’s erste beiden Alben zeichneten sich vor allem durch ihre Frühreife aus. Ihr neuestes Werk heißt „A Creature I Don’t Know“ und es ist ihr erstes, das mit seinem Reifegrad nicht davon profitieren kann. Genau das ist Marling im Moment – eine Künstlerin, die sich intensiv mit Archetypen beschäftigt und sich bei ihren Erkundungen von Verlangen, Verlust und Verständnis nicht mit den Details des Lebens im 21. Jahrhundert beschäftigt.
Sicherlich ist es ein mutiger künstlerischer Ansatz, diese Vorstellung, sich nur mit den ursprünglichsten Zuständen des eigenen Seins auseinanderzusetzen und alle flüchtigen Modeerscheinungen und Geräusche zu ignorieren, die den Rest unserer Welt ausmachen. Gleichzeitig stellt ein so großer Teil des Songwritings menschliche Verbindungen her, und bei Marling ist oft nicht ganz klar, ob diese Songs von einer 21-jährigen Engländerin oder einem unsterblichen, wandernden Geist stammen. Ihre Abhängigkeit von einer stark symbolischen Sprache und ihr mangelndes Interesse daran, mehr von ihrer Persönlichkeit in ihre Kompositionen einzubringen, führt zu frustrierenden Paradoxien: Ihre Musik ist intim und doch distanziert, erdig und doch scheinbar nicht von dieser Erde.
Allerdings hängt der Erfolg jedes Songs auf „A Creature I Don’t Know“ davon ab, wie gut Marling die Rolle ausfüllt, die sie sich selbst gegeben hat. Voller Leben und üppig mit spanischer Gitarre, rollenden Banjos, Akkordwechseln im Sommer der Liebe und festgefahrenen Geschichten über schlecht gewordene Liebe triumphiert „A Creature I Don’t Know“ letztendlich, was zu einem großen Teil Marling’s großartiger Codeinstimme zu verdanken ist. Es hört sich an, als würde diese seit fünf Jahrzehnten aus dem Radio strömen, insbesondere bei herausragenden Titeln wie „Sophia“, „The Beast“, „My Friends“ und „All My Rage“. Nach drei Alben klingt die junge Sängerin mutig und selbstbewusst, aber dennoch zerbrechlich und zurückhaltend.
Auch wenn „A Creature I Don’t Know“ vielleicht nicht der Knaller ist, auf den wir gehofft haben, so ist es mit Sicherheit ein stürmisches Werk.
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