IN PLAIN SPEECH markiert den Beginn eines neuen, kollaborativeren Kapitels für CIRCUIT DES YEUX. Während frühere Werke Soloprojekte waren – nicht nur performativ, sondern auch emotional mit einem Gefühl von Enge und Ort verbunden – entstanden diese neuen Songs nach einem Umzug in eine Gemeinschaftsunterkunft.
Wenn man über die Musik von Circuit Des Yeux alias Haley Fohr schreibt, kommt man kaum umhin, ihre Stimme zu erwähnen. Man kommt nicht umhin, sich zu Künstlerinnen mit einzigartigen Stimmen und Gesangsstilen hingezogen zu fühlen – doch daneben braucht die Musik auch Substanz, damit die Künstlerin einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Glücklicherweise wird auf „In Plain Speech“, dem neuesten Album von Circuit Des Yeux, sofort deutlich, dass Fohr sich nicht allein auf ihre unverwechselbare stimmliche Präsenz verlässt, um die Aufmerksamkeit der Hörerinnen zu fesseln. Und nach Jahren, in denen sie größtenteils allein unterwegs war, ist „In Plain Speech“ Fohr’s Einladung zur Veränderung.
Wie ihr kürzlich erschienenes Album „Primrose Green“ ihrer Freundin und Chicagoer Kollegin Ryley Walker umgibt sich die Songwriterin und Multiinstrumentalistin auf „In Plain Speech“ mit einigen der kreativsten – und vor allem sympathischsten – Musiker der Stadt: Cooper Crain (Cave, Bitchin Bajas), Whitney Johnson (Verma), Rob Frye (Bitchin Bajas), Adam Luksetich (Little Scream) und Kathleen Baird (Spires That In The Sunset Rise). Es ist eine Sache, unvorbereitet zusammenzuarbeiten; eine ganz andere, Kollegen zu finden, die eine Vision verstehen und sogar dabei helfen, sie weiterzuentwickeln. Die Musik ist unmittelbar und einhüllend, und dank ihrer vollen, mitreißenden Stimme wirkt sie manchmal sogar belebend.
Doch sobald man gefangen ist, entfaltet sie eine stille Faszination. Das liegt zum Teil an ihrer Art, Songs aufzubauen, indem sie im Laufe der Zeit subtil Stücke und Texturen hinzufügt. Doch ein Großteil der meditativen Kraft von „In Plain Speech“ entspringt der Ganzheit und Hingabe von Fohr’s Vision, die sich auf einer eher intuitiven Ebene vermittelt. Mit Thrill Jockey erhielt Fohr Ressourcen, die ihr größere Möglichkeiten eröffneten. „Bis zu diesem Album war ich eine Person, die versucht hat, alles zu machen. Es fühlt sich wie ein riesiger Schritt nach vorne an.“
Der flatterige erste Track „KT 1“ ist ein federnder 45-Zoll-Ambient-Track, der nicht wie etwas klingt, das man von einem früheren Circuit Des Yeux-Album hätte erwarten können. Der Track gibt den Ton für ein überraschend reichhaltiges, komplexes Album an, das makellos arrangiert und zusammengefügt ist. Die treibenden Samples des nächsten Tracks, „Do the Dishes“, verschmelzen zu einem wirbelnden, hypnotischen Rhythmus, der den kargen und kraftvollen feministischen Texten über die Isolation einer Frau im Alltag zugrunde liegt. Auf diesem zweiten Track erklingen auch Fohr’s heiserer und einhüllender Gesang zum ersten Mal.
„Dream of TV“ ist eine chaotische Technicolor-Utopie aus stetigen Streichern und Glockenspielen, die wie jagende Glühwürmchen in den Lautsprecherkanälen aufblitzen. Inmitten der spitzen Elektronik und der zirpenden Flöte verstärkt sich das Schlagzeug fast gewaltsam und wird von Haley Fohr’s sonoren Schreien getragen. „Fantasize the Scene“ ist vielleicht die zugänglichste Version von „In Plain Speech“, einem Tagtraum über ewige Freundschaft, und klingt dennoch gespenstisch. Der pastorale Folk von „A Story of This World“ ist in „In Plain Speech“ am sanftesten und bietet uns eine Verschnaufpause, obwohl Fohr’s schrilles Jodeln die Stimmung leidenschaftlich und mitreißend hält.
Es folgt ein letztes kurzes Instrumentalstück, das zugleich strahlend und kalt wirkt, und dann bekräftigt das intime, leichte Streichergeplapper von „In the Late Afternoon“ die Hoffnung. „Wake up / wake up / it’s never too late“, fleht Fohr, und für eine Weile glaubt man ihr, dass es Zeit für Veränderung ist und dass es vielleicht doch möglich ist, jemanden tatsächlich zu erreichen.
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