V V BROWN ist sich der Probleme der Welt sehr bewusst. Bei vielen ihrer Projekte engagiert sie sich aktiv für wohltätige Zwecke, und zehn Prozent der Tantiemen für ihr neues selbstveröffentlichtes Album gehen an Save the Children. Sie sollte für ihre Bemühungen, die Welt zu verbessern, gelobt werden, aber vielleicht muss sie eine Weile wegschauen und in sich selbst nach der Kraft und Freude suchen, die zum Schaffen nötig ist.
Man wird vielleicht überrascht sein, wenn man die Mischung aus Ambient-Pieptönen, gespenstischen Gesängen und elektronischen Loops auf V V Brown’s neuestem Album hört, aber das ist kein Fehler: So klingt V V Brown heute. Die ehemalige Popsängerin ist tief in die Welt der Avantgarde-Musik eingetaucht. Ihre zweite Veröffentlichung ähnelt in keiner Weise ihrer ersten Platte, enthält jedoch Musik von ihrer EP „Samson and Delilah“. Einige haben „Glitch“ als ein kreatives Geniewerk gepriesen. Andere waren umsichtiger, würdigten Brown aber dennoch für ihre Entwicklung als Künstlerin.
Leider hält dieses Lob nicht stand. Zu viel Glitch wirkt weder für die Tanzfläche noch für den Konzertsaal freundlich und fertig. Wiederholtes Anhören der Platte macht die Sache nicht klarer oder eingängiger, da ihre absichtliche Stumpfheit das Unbestimmte weniger überzeugend macht. Ambiguität um ihrer selbst willen grenzt an intellektuelle Masturbation. Die Platte enthält jedoch eine Fülle spannender neuer Ideen, die uns immer wieder überraschen, und in einer Zeit, in der Recycling in fast jeder neuen Platte präsent ist, ist „Glitch“ eine schöne Abkehr von einer Musikszene, der es ganz offensichtlich an Originalität mangelt.
„Shift“ dient der Platte als erste Single und lädt uns in Techno-Territorium ein. Sein druckvoller Rhythmus und die gesprochenen Einwürfe liegen zwischen einer schnellen, tranceartigen Instrumentierung und verleihen dem neuen Album eine kontrastreiche Atmosphäre. „We need to talk about this stuff. I don’t wanna do this shit again!“ stöhnt V V über einem Elektro-Pochen und kitzelnden, unheimlichen Synthesizern. Es ist offensichtlich, dass Vanessa ganz sicher nicht ihre berufliche Beziehung zum Produzenten Nearly Native meint. Ähnlich wie Alison Moyet’s jüngste Arbeit mit Guy Sigsworth ist dies ein kollaborativer Triumph.
Während sich V V immer weiter von der Mainstream-Popszene entfernt, ist sie zu einer sehenswerten Künstlerin, Komponistin, Texterin und Meisterin der Neuerfindung geworden. „Glitch“ ist zwar nicht die Art von Platte, von der wir gehofft hatten, dass V V sie uns als Nachfolger von „Samson & Delilah“ liefern würde, aber ein aufregender Beginn einer hoffentlich faszinierenden Zukunft – mit V V Brown in der Hauptrolle.
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