Das besonders in der kleinen Schweiz sehr interessante Künstler Ihr Unwesen treiben und dabei aus allen Genres vertreten sind, muss man nicht erst seit Samim (er gehört zu den innovativsten Produzenten zeitgenössischer Tanzmusik) und der psychedelischen Alternative-Rock Band Future Fluxus wissen. Nun folgt ein weiterer Einschlag in die Gehirnnerven mit Solange La Frange, die mit Ihrer Elektro-Trash-Pop Mischung noch einen draufsetzen. Ohne Hintergrundwissen könnte das Trio aus allen Ländern dieser Welt stammen. Ihre Einflüsse sind weitreichend, Ihre Strukturen verwaschen, die Melodien hauchen ethnischen Swing auf die Tanzflächen und weil das noch alles nicht genug sein kann, gibt es bei Solange La Frange noch ein ansprechendes Attribut inklusive: Niveau. Also Electroclash mit Niveau spielen Tristan Basso (Syntheziser, Drum Machine), Luca Mango (Gitarre) und Sängerin Julie Hugo. Menschen mit Kenntnissen in diesem Genre wissen, Elektroclash mit Niveau ist eine schwerwiegende Sache, die schnell in peinliche Gefilde abrutschen kann – man nehme als sitzendes Beispiel die deutsche Band Frittenbude.
Und wie sich dann richtige Musik auf diesem Gebiet anhört, darf man im Opener ‚ Love Affiar ‚ bestaunen, in dessen Strophen dann zugleich Gebrauch von Congas und Schellen genommen wird. Hier ist er also, der überzeugende und subtile Tribal-Swing, inmitten knarzender Synthies und selbständigen Riffs, die im Hintergrund Ihre eigenen Wege bestreiten. ‚ Elektrik City ‚ walzt ohne Einstieg direkt über unsere Köpfe, zementiert den zuvor aufsteigenden Hedonismus in waghalsigen Soundgeschwadern und Julie Hugo klingt am Ende mit Ihrem lasziven Gesängen wie eine Karen O. ‚ Grind ‚ taucht anschließend in psychedelische Grenzgebiete und kratzt an manchen Stellen bei These Are Powers an blutende Türen. Das gleichnamige Debüt ist intensiv, treibend, ruhelos, poppig, wütend, unbekümmert und gegensätzlich. Abtrünnige Verstümmelungen werden in den rasenden Melodien ebenso mitgerissen, wie konstruierte Rhythmen und augenscheinliche Erschließungen. ‚ You Broke My Heart Baby ‚ bewegt sich dagegen leider einen Schritt zurück und auch bei ‚ Wakawak ‚ schienen Solange La Frange uneinig bei der gemeinsamen Richtung.
‚ The Black Rocks ‚ könnte einem düsteren Western entsprungen sein und ‚ Give Me A Reason To Yeah Yeah ‚ erscheint mir als angelegtes Experiment, dessen praktischer Wert mich noch ein wenig rätseln lässt. ‚ Morse ‚ wandelt durch fremde Welten und bleibt dennoch nicht der beste Beweis für die grenzüberschreitenden Abstecher des Trios. Erst ‚ President ‚ besticht durch die überragende Arbeit von Tristan an den Synthies und generell lässt sich schreiben, mit dessen musikalischen Vorzügen im Licht des Geschehens, klingt dem Schweizer Trio aus Vevey meist alles. ‚ I’m Wild ‚ verfällt gegen Mitte dem Heavy Metal und gönnt sich in den letzten Sekunden den verdienten Auslauf, bevor es an ‚ Operette ‚ übergibt, in deren Strophen ein unübersehbarer Bienenschwarm sein Unwesen treibt. Danach ist endgültig Schluss. Solange La Frange haben unverkennbar das musikalische Neuland gefunden und glänzen nun mit einem rauen und fundamentalen Debüt, von dessen ungestüme Experimentierfreudigkeit man noch lange seinen Spaß haben wird.
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