MARINA HERLOP
Pripyat

KLANGPROFIL: dunkel LABEL: PAN KLANGSTART: Mai 2022

PRIPAYAT von MARINA HERLOP ist die perfekte Kombination aus Tricks bei der Computerproduktion und intimer emotionaler Befreiung.

Die katalanische Sängerin, Pianistin und Produzentin Marina Herlop präsentiert auf „Pripyat“ eine funkelnd moderne Destillation klassischer Technik, avantgardistischer elektronischer Produktion und weltweit gebildeter musikalischer Impulsivität. Die Hinzufügung eines dritten Instruments zu Herlop’s Werkzeugkasten – insbesondere eines, das so grenzenlos ist wie eine Produktionssoftware – erweitert ihren Sound dramatisch. Die Entscheidung, sich auf die Elektronik zu konzentrieren, war sowohl praktischer als auch künstlerischer Natur. Klavier und Gesang „were the only tools I really had“, gab sie über ihre früheren Alben zu. 

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Dennoch ist der Computer für die erstaunliche Bandbreite von Pripyat von entscheidender Bedeutung, da er sich zwischen ungewöhnlichen Rhythmen und atmosphärischer Elektronik bewegt und gleichzeitig die Stärke von Herlop’s Stimme zur Schau stellt. Auf „Lyssof“ singt sie eine fesselnde A-cappella-Strophe, bevor sie von der fehlerhaften Produktion überschwemmt wird: Eine zerknitterte E-Gitarren-Linie, metronomische Synthesizer-Pads und digitales Geschwätz drohen ineinander zu kollabieren, bevor sie zu einer erkennbaren Form verschmelzen.

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Tracks wie „Abans Abans“ und „Shaolin Mantis“ scheinen das Klavier mit modularen Synth-Arpeggiatoren zu verbinden. Herlop spielt Melodien, aber dann drehen sie sich, kaskadieren, pausieren und spritzen dann wie Konfetti nach dem Zufallsprinzip heraus. Es ist, als würde sich eine Blume hyperreal entfalten und jemand spult das Filmmaterial vor und zurück. Von der Schneckenbraut auf dem Cover, die auf eine Geschichte aus der östlichen Folklore anspielt, über die Tracklist, die von Katalanisch über Jiddisch bis Zulu springt, bis hin zu den frei geformten Gesängen ist die gesamte Platte voller farbenfroher Möglichkeiten. 

Diese Möglichkeiten stehen in krassem Gegensatz zur kargen Vorhölle von „Pripyat“, einem Ort, der völlig verlassen wurde. Aber es gibt noch Hoffnung. Man kann sich etwas Neues vorstellen. Aus dem Nichts kann etwas Süßes entstehen.

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Eine glänzende dunkelbraune Skulptur in Form einer Schnecke mit einem menschlichen Gesicht und einer Krone. Die Oberfläche ist glatt und reflektierend, das Gesicht wirkt ruhig und mystisch. Der Hintergrund ist weich verschwommen in hellen Grautönen.



Pripyat lebt von Brüchen, Dissonanzen und einem Gefühl postapokalyptischer Abwesenheit. Die verzerrten elektronischen Strukturen, unvorhersehbaren Rhythmen und kargen Klanglandschaften wirken wie das akustische Echo eines verfallenen Ortes. Die komplexen Gesänge von Marina Herlop, die sich über Sprachgrenzen hinwegsetzen, verstärken das Gefühl einer mystischen Tiefe, die eher intuitiv als greifbar ist. Die dunkle Grundstimmung ergibt sich dabei weniger aus Düsternis im klassischen Sinn, sondern aus der ständigen Präsenz einer unheimlichen Leere – emotional wie klanglich.
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