Zu Beginn seiner Schulzeit musste der Singer-Songwriter Sam Swinson das Projekt Album für einige Jahre zurückstellen. Grund war die Heroinsucht, aus der er sich versuchte herauszukämpfen. Musik war eine Krücke, die ihm schließlich half. Nachdem dieser Kampf nun überwunden ist und 15 Jahre verstrichen sind, fühlen sich die 8 Tracks hier richtig rau an und balancieren eine Aura, die melancholisch und doch beruhigend ist. Ohtis‘ rustikales Americana-Twang und akustisches Summen werden von einer nachdenklichen Strömung untermauert, sodass sie sich wie ein dunkleres Gegenstück zu Whitney oder Angel Olsen anfühlen.
Swinson’s Gesang wird von Größen wie Neil Young beeinflusst und ist leidenschaftlich und abgenutzt. Sein Charakter und seine Erfahrungen kommen in seinem Ton ebenso zum Ausdruck wie in seinen Texten. Swinson sagte kürzlich dem NME, dass “there’s a lot of stigma and shame associated with being an addict”, und das ist zum Teil das Thema von „Curve Of Earth“, dem kurzen, wunderschönen Debütalbum der Band. Diese acht Country-Songs spielen mit Schmerz und Bedauern, obwohl es auch einen starken Grund für Hoffnung und Optimismus gibt. Und sogar ein paar Lacher lassen sich auf diesem Weg entdecken.
Stellvertretend dafür ist die herausragende Single „Rehab“, ein fröhlicher Pop-Song, der mit Piano und Country-Slide-Gitarre spielt und auf dem Swinson seinen Übertretungen begegnet, sich aber weigert, sich diesen zu beugen. Sogar seine Zeit unter der Brücke wird mit einer sanften Leichtigkeit behandelt, während er strahlt: “I slept under a bridge / But that makes it sound a lot worse / Than it was.” Das lakonische, quälende „Pervert Blood“ eröffnet das Album mit Swinson’s gedehntem, nicht ganz stimmigem Gesang. „Grandpa threw a bag of puppies in a burning can / I might’ve let ‚em starve, choices like that are locally left to another kind of man.“ Musikalisch wird Swinson von leiser Akustikgitarre und gebürsteten Snaredrum-Hits begleitet, mit gelegentlichen Steel-Gitarren-Zwischenspielen und ruhigen Orgel-Akkorden im Hintergrund.
Das zweite Lied „Runnin“ hat dann etwas mehr Energie. Obwohl der Track nicht gerade schnell ist, klingt Swinson beim Singen hier völlig wach und das hinzufügen einer Kick-Drum zu den Snare-Hits verleiht dem Song etwas Bewegung. Textlich behandelt das Lied verschiedene Ereignisse von Gefahr und Erlösung in Swinson’s Leben. Trauervolles akustisches Klimpern, Slide-Gitarre, gedämpfte Percussions und ein aufgewühltes Klavier – „Curve Of Earth“ bietet Konsistenz und Klarheit – vielleicht mehr als wir von einem Album mit 15 Jahren Entstehungsphase erwarten würden.
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