Vera Sola – Shades

Kategorie: Albums, Folk

KLANGSTART: April 2019

Das Debüt von VERA SOLA ist eine Platte, die sowohl komplex als auch spärlich ist, mit Texten voller Trauer, aber dennoch geschichtsträchtig und ironisch.

Allein in einem heruntergekommenen Raum schmückt Vera Sola das Albumcover und gibt in diesen Zeiten die isolierte Figur einer Fremden ab. In etwas gehüllt, das wie ein Vintage-Hochzeitskleid aussieht, wirkt es, als wäre sie aus einer anderen Epoche abgeholt worden. Vom Persönlichen zum Tiefgründigen ist „Shades“ eine düster-poetische Auseinandersetzung mit modernen Unruhen, die von uralten Geistern heimgesucht werden. Der Vintage-Farbton, der diese Songs umgibt, vermischt Elemente aus Folk, Western, Doo Wop und Soul zu einem sepiafarbenen Schmelztiegel und vermittelt eine ähnliche Atmosphäre wie die, die The Walkmen auf „You & Me“ geschaffen haben oder die Angel Olsen auf „Half Way Home“ gefunden hat; aktuell, aber vom Lauf der Zeit gezeichnet.

„Shades“ wurde in St. Louis im Native Sound Studio aufgenommen. Sola hat alle Songs selbst geschrieben, gespielt und arrangiert und so mithilfe traditioneller Instrumente, die sowohl komplex als auch spärlich sind, Klangschichten geschaffen. „Shades“ ist eine Welt einsamer marschierender Trommeln mit im Schatten versteckten Chören. Versengt und sehnsüchtig zittert die Platte vor stiller Wut angesichts der fragmentierten sozialen Landschaft von heute und der Vergangenheit, die uns hierher gebracht hat. In „The Colony“ erzwingt Sola eine gewissenhafte Abrechnung mit einer unheimlichen Geschichte, in der die Skelette einer Nation aus dem Schrank geholt und in der Wüstenhitze zu Staub zerfallen. 

„I gouge myself a pipeline, and I dig myself a mine… take the land from them to stanch their living.“ Eine spürbare Traurigkeit und Wut erfasst einen, während Sola durch die endlose Wiederholung vergangener Torheiten brodelt, bevor „For (the comfortable)“ unerbittlich die Verwüstung heraufbeschwört, die das Böse anrichtet, während die Welt untätig dabei zusieht. Darüber hinaus vereint „Shades“ einen folkigen, aber fast gotischen Erzählsinn mit bemerkenswert kraftvoller Musik. Manchmal steht bei Musik wie dieser der Gesang im Mittelpunkt, was für einige funktioniert, für andere jedoch nicht. 

Vera Sola hat sich bei „Shades“ dafür entschieden, der Musik eine Textur und einen Charakter zu verleihen, die genau dem entsprechen, was im Gesang zum Ausdruck kommt. Instrumentalparts kommen überall dort zum Einsatz, wo sie gebraucht werden, und verleihen den schwer fassbaren, aber attraktiven Songs noch mehr Tiefe. Das Ergebnis ist eine Platte, die sowohl komplex als auch spärlich ist, mit Texten voller Trauer, aber dennoch geschichtsträchtig und ironisch. Aufrichtig, aber sardonisch, selbstbewusst und vernichtend. Vertonte Gedichte und Geschichten. Lieder der Gegenwart, die die Vergangenheit beschwören.

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