Laura Veirs – The Lookout

Kategorie: Albums, Folk

KLANGSTART: April 2018

Das 10. Soloalbum von LAURA VEIRS ist vielleicht ihr bisher befriedigendstes. Es sind täuschend einfache Songs, die auf Akustikgitarre oder Klavier skizziert und von ihrem Band- und Produzenten-Ehemann Tucker Martine subtil verschönert wurden.

Laura Veirs erklärt, dass der Titel des Albums darauf zurückzuführen ist, wie wichtig es ist, aufeinander aufzupassen in dem, was sie als politisches und soziales Chaos ansieht, das seit den Präsidentschaftswahlen 2016 entstanden ist. Fair genug, aber es ist schwer zu glauben, dass viele Zuhörerinnen und Zuhörer selbst nach genauer Betrachtung der wehmütigen, benommenen, oft existenziellen Texte dieser Dutzend Tracks etwas Konkretes in dieser Hinsicht herausbekommen. Was sie erleben werden, ist eine wunderschön gestaltete Reihe von manchmal unkonventionellen, melodisch sensiblen und wunderbar konzipierten Melodien, die noch lange nach dem letzten Track, dem schräg betitelten „Zozobra“, dessen Versname Neil Youngs „Heart of Gold“ überprüft, im Kopf verweilen.

Seit ihrem letzten Album „Warp and Weft“ aus dem Jahr 2013 sind vielleicht fünf Jahre vergangen, aber die in Oregon lebende Singer-Songwriterin Laura Veirs war nicht untätig. Neben Case/ Lang/Veirs, der Zusammenarbeit von 2016 mit K.d. Lang und Neko Case, hat sie zwei kleine Kinder großgezogen und moderiert einen regelmäßigen Podcast, in dem sie mit ihren Musikerkollegen über die Herausforderungen diskutiert, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. In Anlehnung an diese hervorragende Zusammenarbeit ist „The Lookout“ eine klanglich luftige, aber lyrisch kühne Mischung aus bilderreichem Pacific Northwest Americana, hallgeladenem Indie-Pop und intimem, von Elektronik gefärbtem Folk. 

Produziert von Ehemann Tucker Martine (First Aid Kit, She & Him), ist das 12-Track-Album sowohl weitläufig als auch zutiefst intim, wobei Veirs ihre Aufmerksamkeit auf den prekären Raum richtet, den Menschen in einer zunehmend polarisierten und digitalisierten Welt sozial und physisch einnehmen. Jim James von My Morning Jacket leiht seine Stimme einer lieblichen Wiedergabe des Grateful Dead’s „Mountains of the Moon“ und Veirs entlockt ihren Kindern und ihrer Cousine mit dem spacigen Lagerfeuer-Jam „Lightning Rod“ einige temperamentvolle Rufe. Diese Melodien schweben, treiben und gleiten mit Veirs’ gepflückten Gitarrenlinien, die sich zwischen Pedal Steel, Synthesizern, gelegentlicher Viola und sogar Klarinette in einer Melodie verweben. 

Hinzu gesellen sich sympathische Hintergrundgesänge, unter anderem von Jim James und Sufjan Stevens. Was ein verschlungenes Durcheinander sein könnte, ist stattdessen eine wunderschön gestaltete Sammlung von Klängen, die in den kunstvollen Qualitäten von „When It Grows Darkest“ zum strengen Piano und der Stimme von „The Meadow“ fließen und sich in einer zum Nachdenken anregenden Stimmung in der Wellenbewegung der Meeresfluten treiben lässt. In „The Lookout“ hat Veirs das getan, was sie am besten kann. Sie ist sofort erkennbar und beruhigend und öffnet ihre persönliche Welt als sicheren Hafen in diesen seltsamen und lauten Zeiten.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.