Als Dokumentation über verheerende Emotionen, klingt das neue Album von KATHRYN JOSEPH gemeinschaftlich, mit dem Gefühl, diejenigen näher zusammenzubringen, die den gleichen Schmerz teilen.
Kathryn Joseph mag einer Fee ähnlich sein, aber sie nimmt kein Blatt vor den Mund. „The way they make you eat the shit out of their hands“, singt sie über das Verbrennen von uns allen, ihre Verschmelzung von Ätherischem und Körperlichem findet eine neue Potenz in Bildern missbräuchlicher Liebe. Sie stilisiert sich selbst als Zufluchtsort, als fürsorgliche Freundin, die die Wunden ihrer ZuhörerInnen pflegt, auch wenn sie Rachegedanken hegt wie: „Makes me wanna kill them“. Auf ihren ersten beiden Alben zeigte Kathryn Joseph die Gabe, das hohe Drama des Herzschmerzes in zarten Tönen einzuschließen. Ihr neustes Album, „for you who are the wronged“, geht sogar noch leiser, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, begleitet von spärlichen Tonarten und dezentem Hall. Katharsis, Geständnis, Allheilmittel, Exhumierung und Konfrontation, die neuen Songs sind Mantras zum Heilen, Verletzen und Helfen. Ihre elliptische Natur lässt Raum für Interpretationen und bietet denjenigen einen Zugang, die möglicherweise unbewusst leiden, ohne die Leidenschaft hinter ihrer Darbietung zu verlieren.
„What is keep you alive made me want to kill them for“ ist ein atemberaubendes Eröffnungsstück, eine Performance von atemloser Kraft. Es scheint die Luft aus Ihren Lungen zu quetschen, seine hinreißende Lyrik verdoppelt sich gegen eine Stimme von unglaublicher Intensität. „the burning of us all“ führt frischen Wind ein, die tröpfelnden Keyboardlinien haben einen angeborenen – wenn auch spartanischen – Sinn für Rhythmus. „The way they gaslit/sallowed it whole“ spricht von Missbrauch auf der intimsten und schädlichsten Ebene, wird aber auch von der Stimme eines Überlebenden angetrieben. „only the sound of the sea would save them“ brodelt und leitet einen Mittelteil ein, der von einer prägnanten Verwendung von Worten und Noten umrahmt wird. „until the truth of you“ mag die Drei-Minuten-Marke nicht überschreiten, aber seine stotternden Tasten und sein doppelspuriger Gesang sagen mehr aus als ganze Orchester.
Der Refrain „I like it, I hate it all“ bringt die emotionale Gefangenschaft toxischer Beziehungen zum Ausdruck. „Are you crying out into the dark side of your insides?“ kommt als Schrei der Qual und entfesselt im vorletzten Track die aufgestaute Trauer des Albums. Für ein Album, das so tief in die ursprünglichen und elementaren Joseph-Andeutungen verstrickt ist, gleiten eisige Akkorde in geheimer Absprache und verschmelzen sich zum Abschluss in einem ruhigen emotionalen Gewicht. Das ist kein Zufall. Kathryn Joseph’s vokale Nuancen erfordern vielleicht etwas Eingewöhnung, aber wenn wir erst einmal eingerastet sind, ist es schwierig, die Aufmerksamkeit davon wieder abzuwenden.
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