
LUCY DACUS
Indie-Folk-Hymne voller bittersüßer Nostalgie und ehrlich wie ein nächtlicher Gedanke während einer Busfahrt – LUCY DACUS’ BUS BACK TO RICHMOND verbindet zerbrechliche Emotionen mit jeder Note.
Lucy Dacus serviert uns mit „Bus Back to Richmond“ einen Song, der uns mitten ins Herz trifft – ohne Schminke und Zuckerwatte‑Vorgabe. Die Single, flankiert von „More Than Friends“, schimmert wie ein heimliches Tagebuch in akustischem Gewand, verträumt und zugleich scharfkantig. „Bus Back to Richmond“ ist eine melancholische Rückschau auf eine Silvesternacht, die nicht ganz so glitzerte wie gedacht – der Sound reduziert, hellwach, und mit Worten wie: “You said, ‘Please give me a chance’ / You didn’t know that I already had.” Die Gitarren schrammeln leise, aber das Gefühl hallt laut nach – perfekt für Leute, die knisternde Verletzlichkeit lieben und nicht davor zurückschrecken.
Die Vorgeschichte? Da war ein junges Mädchen aus Mechanicsville, Virginia, adoptiert und aufgewachsen in einem Vorort von Richmond, Tochter eines kreativen Clans – die Mutter Pianistin, der Vater Grafikdesigner. Mit einem Ibanez von Craigslist fing alles an, das Filmstudium war’s dann nicht, stattdessen Kinderfotos bearbeiten und nebenbei Songs schreiben – so nahm die Sound‑Revolution mit „No Burden“ ihren Anfang. Und heute? Neue Singles, limitiertes Vinyl, aktualisiertes Albumcover (endlich Lucy’s ursprüngliche Vision von Will St. John’s Gemälde, fotografiert von Jon Henry) – und das alles, weil sie sagen kann: “I’m changing the album art […] because…I want to and I can!” Direkter geht’s nicht.
Die Akustik auf „Bus Back to Richmond“ schiebt keine Show, sie bleibt im Detail: “You held my hand on the bus back to Richmond…”, eine verpasste Chance im glitzernden Chaos der Jahreswende, wo Nähe und Distanz tanzen. Und „More Than Friends“? Eine sweet‑bittersüße Vertracktheit zwischen Freundschaft und dem leisen Wunsch nach mehr – so zerbrechlich, dass du kurz innehältst. Dieses Cover? Das Gemälde, das final die digitale Hülle ziert, ist nicht einfach ein Bild – es ist Lucy’s künstlerische Authentizität in Farbe, wie ein Geheimtipp unter Pinselstrichen und Archivlicht.