Das neue Album ist nach einem Konzept aus der analytischen Psychologie benannt, und zwar unter der Annahme, dass das Unbewusste einen wesentlich größeren Einfluss hat als die bewusste Wahrnehmung. Es ist Teil eines berauschenden konzeptionellen Rahmens, den der Radiohead-Frontmann für das neue Solo-Projekt erstellt hat. Dazu gehörten auch vage Anzeigen in der Londoner U-Bahn über eine „Traumkamera“, die die Welt des Unbewussten einfangen könnte. Das Album wurde zusammen mit einem 15-minütigen Kurzfilm unter der Regie von Paul Thomas Anderson veröffentlicht.
„ANIMA“ fühlt sich in vielerlei Hinsicht so an, als würde es für sich allein existieren, in einer einsamen Leere. Stilistisch stützt es sich auf die elektronischen Impulse von Thom Yorke und seine Anziehungskraft auf die eher gebrochenen, introspektiven Elemente der Clubkultur. Tracks bluten ineinander aus, wobei sich die überhängende Struktur auf das DJ-Set als zentrales Rückgrat stützt. „Traffic“ beginnt mit diesem Stacheldrahtgeflecht aus Elektronik, das sowohl Vorahnung als auch Anziehungskraft ist. Zu keiner Zeit darf sich der Song niederlassen, absorbiert so die ständig im Fluss befindliche nervös zuckende Musik.
Yorke wählte bewusst „Dawn Chorus“ als Mittelpunkt der Platte, eine Abwechslung zu den dunkleren elektronischen Tönen, die die Tracks auf beiden Seiten der Platte bevölkern. Es ist zweifelsohne einer seiner besten Songs. Eine elegische Ballade, die sich ohne zu zögern neben den besten Veröffentlichungen von Radiohead platzieren würde, wenn Yorke sie über dieses Projekt herausgebracht hätte. “I think I missed something / But I’m not sure what / In the middle of the vortex / The wind picked up / Shook up the soot / From the chimney pot / Into spiral patterns / Of you my love.”
Diese Bilder und Konzepte sind eine etwas auf den Kopf gestellte Erklärung für etwas, das Yorke sowohl in seiner Soloarbeit als auch mit Radiohead von Anfang an getan hat: die Schaffung von familiär erscheinenden Emotionslandschaften, die in ihrer Unbestimmtheit in Relation gesetzt werden können. Seine Texte sind ein kollektives Unterbewusstsein für all diejenigen, die ihre eigenen Ängste, Hoffnungen und Ängste darin wiederfinden. Und „ANIMA“ steckt voller eindrucksvoller Fragmente, lässt Klangkonstrukte abzureißen, um Prozesse neu zu entzünden und so letztlich ein wildes, rasendes Fest des Klangs entstehen zu lassen.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
