Zwischen grauem Plattenbau, blauen Blüten und Lofts im Kopf entfaltet ZAVET auf ETAGE 3 eine urbane Coming-of-Age-Geschichte mit Tränen, Stolz und Betonpoesie.
Im Treppenhaus riecht es nach Beton, aber auch nach frischer Wäsche. Genau so fühlt sich „Etage 3“ an – das Debüt von ZAVET, einer jungen Künstlerin zwischen Herkunft und Zukunft. Wer das Cover sieht, erkennt die Stimmung sofort: ZAVET steht in der Abendsonne auf einem Teppich, umgeben von Plattenbau, davor eine Wäscheleine, dahinter der Himmel. Alles wirkt gestellt – und doch echt. Wie ein Bühnenbild für eine urbane Seele, die sich zwischen Welten verorten will.
ZAVET erzählt in Tracks wie „Paradies“, „Letztes Wort“ oder „Zuhause“ von Schmerz und Selbstbehauptung, ohne sich in Klischees zu verlieren – zumindest nicht immer. Denn obwohl Zeilen wie „Ich trag‘ diese Narben in mei’m Gesicht und meinem Bauch“ stark beginnen, kippt so mancher Song in dramatischen Pathos. Gerade „Paradies“ wirkt fast wie eine Parodie auf den Schmerz, mit Engel-Metaphern und brennenden Herzen.
Doch es gibt auch andere Momente: „Blüten am Block“ ist so ein Highlight. Die Hook „Jede Hoffnung reicht bis in den zehnten Stock“ brennt sich ein. ZAVET baut hier ein Loft in ihrem Kopf – und das klingt gar nicht abgehoben. Eher wie ein Schutzraum, der mitten im Dreck entstanden ist. Auch der Titelsong „Etage 3“ trifft ins Herz, wenn sie singt: „Wenn du dich nicht zuhause fühlst, ja, dann weißt du, wie’s mir geht.“ Kritisch wird’s bei „Apricot“, wo ein bisschen zu sehr auf US-Villen und „Beverly“-Fantasien gesetzt wird – das wirkt aufgesetzt.
Aber dann kommt „Zuhause“, der vermutlich ehrlichste Track. Zwischen russischem Sample-Flair und gesellschaftlicher Zerrissenheit („In der Heimat bin ich deutsch, hier ist Vater Staat enttäuscht“) wird ZAVET plötzlich universell. Sie ist nicht die lauteste Stimme – aber eine, die weiß, wann sie still sein muss. „ETAGE 3“ ist kein perfektes Album, aber ein aufrichtiges. Zwischen Dancehall-Ausflügen, Rap-Passagen und Popmelodien gelingt ihr ein Balanceakt: ein Album, das nicht posiert, sondern Platz macht – für Kälte, Hoffnung, Herkunft.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
