Xiu Xiu – Always

ElectronicExperimental, VÖ: Februar 2012

Zwischen schrummeligen Trommeln und verzerrten Geräuschen aus dem Untergrund, entsteigen plötzlich kristallisierende Disco-Synthies und perkussive Instrumente die glitzernde Oberfläche. Gefüllt mit Selbsthass betreten die Melodien eine Gruppentherapie-Sitzung, „If you’re wasting your life, say hi / If you’re alone tonight, say hi“, während der Gesang zitternder Zerbrechlichkeit, aber auch Stärke vermittelt. Diese Attribute wollen zwar nicht bestehende Traditionen von Xiu Xiu brechen, doch die Band um Jamie Stewart als beständiges Mitglied, kombinieren Ihren Sound aus stimmlichen und lyrischen Fähigkeiten mit einem starken dissonanten Klang – inmitten auch Elemente aus Kraut-Rock und Chormusik.

Und diese erwarten uns bereits im zweiten Stück ‚ Joey’s Song ‚, welches wie auch die folgenden Songs  ‚ Beauty Towne ‚ und ‚ Honey Suckle ‚, mit elektronischen Fesseln an den Beinen auf die passende Flucht-Gelegenheit warten. Da wird auch nicht davor zurückgeschreckt, die eisernen Gitterstäbe für einen kurzen Moment zu bearbeiten. Zusammenhalt ist der Schlüssel zum Erfolg. ‚ Always ‚ befolgt diesen Ratschlag und symbolisiert die gegenseitige Kameradschaft mit tiefer Hingabe zu jedem einzelnen Song. Wie man es von Stewart kennt und schätzen gelernt hat, erzählen seine Geschichten unangenehme Misstände und totgeschwiegene Wahrheiten.

‚ Factory Girls ‚ beschäftigt sich zum Beispiel mit der sexuellen Objektivierung und dem verzweifelten Existenzkampf der chinesischen Wanderarbeiterinnen. ‚ I Luv Abortion ‚ ist ein rauer und wütender Aufschrei voller elektronischer Effekte – bewusst hässlich und abrasiv in die Welt gesetzt. Stewart brilliert auch auf seiner neuen Platte damit, dem öffentlichen Protest eine persönliche Bedeutung anzuheften und hier schafft er das wie selten bisher erlebt. ‚ Black Drum Machine ‚, ist der letzte Titel und nach den Worten: „I’m sorry, I’m sorry, I’m sorry, I’m sorry“, beginnt er auf das Klavier zu steigen und beendet seine Geschichte über die Erzählung von Inzest und sexueller Belästigung, die er übrigens einst im Jahr 2008 auf ‚ Black Keyboard ‚ startete.

8.4