Warpaint – Exquisite Corpse

Indie Rock, VÖ: August 2008
Wir sind jetzt bereit für ein komplettes Album dieser wunderbaren Kost. Doch verweile in Ruhe, denn Eile könnte dies herrliche Leichtigkeit beeinträchtigen. Wir hoffen, dass WARPAINT bereit sind, ein geduldiges Spiel zu spielen, genau wie The xx es taten. Beide sind furchtbar zart, aber ebenso mächtig talentiert.

Zugegeben, das Hauptaugenmerk liegt wenn möglich im Angesicht weiblicher Gruppen, die es nicht scheuen der Musik eine neue Geschmacksnote zu verpassen. Generell liegt uns der weibliche Gesang am Herzen und freuen uns immer, wenn eine All-Girl Band den Sprung über heimische Grenzen erreichen konnte. Und zu guter Letzt bleibt es eine nicht unerhebliche Abwechslung zu den unzähligen Indie Pop & Rock Gruppen mit männlicher Besetzung aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Diese Gruppe stammt aus Los Angeles und besteht aus den drei beständigen Mitgliedern Jenny Lee Lindberg (Bass), Emily Camille Kokal (Guitar, Gesang) und Shannon Marie Sossamon (Drums, Gesang). Die Songs Ihrer Debüt EP „Exquisite Corpse“ entstanden in den letzten Monaten im Jahr 2007 und wurden Ende 2008 in Eigenregie veröffentlicht. Offiziell erschien Ihre Extended Play im Oktober 2009 und setzt nun ein sehr dickes Ausrufezeichen hinter den Namen Warpaint.

Mit nur sechs Tracks, aber einer Laufzeit von über 30 Minuten verhält sich die Platte wie ein Full-Length Album und bietet für das bezahlte Geld einiges. Die Musik scheint maßgeschneidert für lange Nächte zu sein. Uhren verlieren Ihre Bedeutung, Schlaf wird zu einem sinnloses Instrument der Zeitverschwendung und Dämonen nutzen die dunklen Stunden um aus tiefen Höhlen an die Oberfläche zu kriechen. „Stars“ ist der zurückhaltende und angemessene Einstieg in „Exquisite Corpse“, die Gitarren und Basslinien sind einfach gehalten und kreieren so einen strukturierten Rahmen für den provokanten Gesang. „Elephants“ wird von wirbelnden Riffs dominiert, verdrehte Effekte spiegeln sich an gesangliche Dekonstruktionen, während gewalttätige Exzesse durch aufschäumende Strophen gepeitscht werden. „Billie Holiday“ ist ein frecher aber sehr unterhaltsamer Pop-Song, der mit Sicherheit die Band zu einem größeren Publikum treiben könnte.

„Beetles“ ist ein weiteres Experiment von Warpaint. Das Schlagzeug rückt hier vermehrt in den Vordergrund, während die Instrumente mit leiser Beschwingtheit in Richtung Funk blicken. Dennoch bleibt auch „Beetles“ von einer angenehmen Dunkelheit umgeben, während die Düsterheit ein unschuldiges Brennen in unseren Augen entfacht. Irgendwie haben es Warpaint geschafft ein reifes und eindringliches Werk zu produzieren. Es vermittelt Ruhe, Gleichgewicht und projiziert mit feinem Experimentalismus und gespenstischer Atmosphäre eine Mischung, die jedoch besonders auf den ersten Blick unordentlich erscheinen mag. Doch mit der Zeit werden sämtliche Spekulationen und negativen Eindrücke durch einen hellen Strahl zurückgedrängt, die tatsächliche Länge ist in keinem Moment spürbar und am Ende bleibt ein staunender Ausdruck im Gesichte stehen der es kaum glauben möchte, das der andauernde Zauber der Nacht nun von uns gegangen ist. Aber wir sehen zuversichtlich in die kommenden Monate, freuen uns dann auf das erste Studioalbum von Warpaint und auf eine weitere Nacht voller psychedelischer und großartiger Pop-Songs.

9.8