Veronica Falls – Veronica Falls

Indie Rock, VÖ: September 2011

Ihre Heimat ist London. Ihr Album heißt ‚ Veronica Falls ‚ und Ihre Mitglieder sind Roxanne (Gesang, Gitarre), Marion (bass), Patrick (Schlagzeug) und James (Gitarre). Der Name ist bereits gefallen: Die Band nennt sich nach dem gleichnamigen Album und wer bereits selbst das Vergnügen hatte in diese wunderbaren Songs hineinzuhören wird ähnliches darüber denken – es ist nicht gerade der typische englische Sound. Vielmehr erinnert es an das Sprunggelenk in Richtung der Vereinigten Staaten. Ein Synonym zu den New Yoker Bands der Vivian Girls, Crystal Stilts und Pain. Die Veronica Falls sind eine der britischen Gruppen inmitten eines Prozesses der Rekultivierung. Das Beispiel folgt zugleich im Opener und Single ‚ Found Love In A Graveyard ‚  mit einer entsprechend düsteren, Gothic ange-hauchten Stimmung. Der Song ist brachial und schwermütig, aber auch verdammt eingängig.

Die Veronica Falls spielen einen durchnässten und hallenden Noise Pop – oftmals in flottem Tempo. Doch was unterscheidet sie von der heimischen Konkurrenz? Definitiv Ihr einzigartiger Klang, die emotionalen Perspektiven und natürlich die perfekte Mischung aus weiblichen und männlichen Gesängen. Die düsteren Untertönen (das Wörtchen düster passt hier einfach gut) helfen die Band sich abzusetzen, ihre Texte wirken sogar manchmal ein wenig überheblich und doch sind es zugleich die besten Momente, wenn die lyrischen Zeilen einfach, eindeutig und nicht zu dramatisch ausfallen. ‚ Stephen ‚ be-inhaltet diese Elemente und ist eines der Höhepunkte auf dem gleichnamigen Album. Besonders wenn sich die Dinge gegen Ende des Liedes ändern: Roxanne Clifford und James Hoare zaubern hier einen wahrhaft inspirierten Moment. Zusätzlich zu der unbeschwerten Eingängigkeit, zeigt der Song das brillante und stimmliche Zusammenspiel zwischen Gesang und Instrument.

Ebenfalls betörend ist das zweite Stück ‚ Right Side of My Brain ‚. Maroder Lärm pocht gegen die poppige Blasenbildung und fast verliert das Album mit dem folgenden Song ‚ The Fountain ‚ ganz erheblich an Schwung – die stürmischen Melodien beruhigen sich und flachen ab. Der Schnitt zwischen den ersten beiden Tracks und dem dritten ist deutlich spürbar und zieht eine ebenso deutliche Ernüchterung nach sich. Die liebende Freude kehrt aber relativ schnell zurück und so bewegen wir uns in ‚ Misery ‚ durch eine melancholische Tönung, welche durch die weibliche Hauptrolle und dem männlichen Hintergrund eine willkommene Umkehr dieser vokalen Dynamik darstellt. „I’ve got a bad feeling, and it’s not going away“, heißt es in ‚ Bad Feeling ‚ und während der voraus-gegangenen Einheitlichkeit ändert sich der Klang genügend um wieder interessant zu wirken. ‚ Beachy Head ‚ ist rasant und heftig, vielleicht der lauteste Track auf dem Album.

Patrick Doyle’s einfach gehaltene Drums sind treibend, halten den Song zusammen, während die hallende Surf-inspirierte Leadgitarre tiefe Linien in den Sand kritzelt und nicht lange benötigt, bis auch wir erneut eine etwas dunkle Unterströmung entdecken. Den Schluss bildet ‚ Come On Over ‚ in dem wir eine bittersüße herbstliche Färbung beobachten dürfen und schlussendlich haben es die Veronica Falls geschafft. Ein besonders Album ist es geworden und müsste man nun einen Kritikpunkt aufführen, es wäre die schlechte Sequenzierung. Der schwächste Track des Albums sollte nicht an dritter Stelle folgen. Die Enttäuschung auf den Hörer ist zu mächtig, um diesen Hieb am Ende einfach zu vergessen. Doch davon abgesehen gibt es keine schlechten Songs auf der Platte, dafür so manch unerwartete Momente, wie den Abschluss zu ‚ Misery ‚ oder das Intro zu ‚ The Box ‚ die aufmischen, während die Band den Zusammenhalt des gesamten Albums zu keiner Zeit vernachlässigt.

8.0