Vampire Weekend – Father Of The Pride

Indie Pop, VÖ: Mai 2019

„Father of the Bride“ umfasst 18 Tracks bein einer Spielzeit von knapp einer Stunde. Über den neuen Songs hängte vorab der Abschied von Multiinstrumentalist und Produzent Rostam Batmanglij, der nach „Modern Vampires Of The City“ eigene Wege ging. Aber gerade er wirkte immer wie ein Ruhepol innerhalb der Gruppe und hatte stets ein scharfes intuitives Verständnis für die subtilen und extravaganten Tendenzen Koenig’s. Vermutlich ist Koenig ohne Batmanglij nun in den tieferen Winkel seines eigenen kreativen Verstandes geraten und hat dort eine Platte produziert, die sehr dicht gewebt und sich stilistisch in ständiger Schwankung befindet. Insgesamt lassen sich die Songwriting-Veranlagungen in zwei Kategorien einteilen – dem 60er-verschuldeten Pop und den von R&B beeinflussten Experimentalismus.

Musikalisch ist das vierte Album von Vampire Weekend abenteuerlich, fröhlich, komisch und fühlt sich auf die richtige Art und Weise vertraut an. Er weiß, wann er in neue Gefilde hüpfen und wann er sich der Bandgründung widmen muss. „Father Of The Bride“ erstreckt sich in mehrere Richtungen und rastet dann wieder scharf ein. Die zuvor erschienene Single „Harmony Hall“ (eine Batmanglij-Koproduktion) erinnert an den Charme der alten Zeiten, ebenso „Bambina“, eine süße und unkomplizierte Pop-Nummer, die bei „Contra“ leicht einen Platz gefunden hätte. Auf „This Life“ erleben wird dagegen eine absolut optimistische Road-Hymne und „Spring Snow“ verführt uns mit seinem lateinamerikanischen Rhythmus.

Insgesamt zeigt das neue Album unverkennbar Vampire Weekend, aber auch wiederum nicht im eigentlich gewohnten Sinn. Ja, die Platte ist ein bisschen zu lang, ein bisschen chaotisch, ein bisschen komisch und führt gelegentlich vom Kurs ab. „Father Of The Bride“ hat sich weit von „Contra“ entfernt und bietet in Bezug darauf einige Überraschungen, bleibt aber dennoch nahe genug um nicht zu einer Fantasie zu verkommen. Es ist eben letztlich nicht perfekt, aber perfekt für diesen Moment und zeigt die weiterhin aufstrebende Entwicklung einer beeindruckenden Gruppe.

9.2