Twin Shadow – Forget

Rock, VÖ: November 2010

Welche Ansprüche stellt sich jeder Einzelne an eine neue Veröffentlichung? Natürlich muss Sie einem selbst in erster Linie gefallen. Sie muss überzeugen und auch auf längere Sicht unterhalten können. Doch manchmal kann es auch passieren, das einem die pure Zufriedenheit bereits durch die einfachen Freuden des Lebens widerfährt. Manchmal ist das auch wirklich alles, alles was wir uns an einem Album wünschen. Und sind wir schlussendlich nicht auch alle ein großer Haufen nostalgischer Groupies, die auf die liebenswerte Art und Weise noch immer in den 80er Jahren leben? Wir meinen schon und beziehen uns selbst natürlich ebenfalls mit in diese Generation ein. Üppige Synthies versperrten uns bei jeder Gelegenheit die Pfade, angetrieben durch stampfende Beats und eingängige Rhythmen. Simpel? Natürlich. Aber in jedem Fall nicht völlig aus dem Rahmen gefallen.

Es war eine aufregende Zeit und vielleicht auch deshalb ist es gerade so traumhaft zu sehen, wie langsam die Bands Ihre einstigen Helden von damals neu aufgreifen und interpretieren. Der Zweifel daran mag bleiben, doch die Gewissheit irgendwo damit Recht zu haben kann uns niemand mehr abstreiten. Nehmen wir doch als aktuelles Beispiel Twin Shadow aus Brooklyn: singende und summende Melodien erwärmen unsere Herzen im Opener ‚ Tyrant Destroyed ‚ und bleiben auf mystische Weise zugleich exotisch und seltsam verstörend. Auch offenbart uns ein völlig neues Gefühl bei den Klängen aus der alten Zeit: nichts mag mehr an die berechnenden und konstruierten Werke der Drums, oder an das der Girls erinnern. Auf ‚ Forget ‚ erwatet den Hörer eine vorbeiblickende Neuheit, 80er-New-Wave-Synth-Pop der einfach, mühelos und ohne Verstellungen auskommen kann.

Sie singen über Romantik und die Liebe, erinnern manchmal an Joy Division und doch ist es George Lewis Jr. – wer Ihn noch nicht gehört hat,sollte es jetzt tun. Das Album besteht des Weiteren aus einem Teil Morrissey und zwei weiteren Teilen Edwyn Collin. Sanft gleitet der Gesang über mühelose Melodien und kathartische Schönheiten. ‚ Forget ‚ ist eine seltsame Droge. Sie wirkt von Anfang bis Ende und löscht danach unsere Erinnerungen. Alles was wir an dieser Stelle wollen ist mehr und Schade ist die Tatsache, bei den Twin Shadows erst am Beginn Ihrer Karriere zu stehen. ‚ Slow ‚ erfüllt den Raum mit zitternden Gitarren und einem reflektierenden Schlagzeug. Hinzu gesellen sich spindeldürre Riffs und zeitlose Texte: “ „I don’t wanna / Believe/ Believe in love“.

Geholfen bei den Aufnahmen hat Chris Taylor, bei dessen Label Terrible Records auch das Debüt erschienen ist und viel zur Atmosphäre der Songs beitragen konnte. Auch ‚ I Can’t Wait ‚ besticht durch die seidenweiche Stimme, den hintergründigen Synthies und einer nervösen Erregung, die uns schon lange ab diesem Moment erreicht hat. ‚ Forget ‚ ist ein traumhaftes Album, welches nicht auf dem aktuellen Hype mitschwingt und die Originale kopiert, sondern weil es von Herzen kommt und ergreifend gut geworden ist. Es ist die letzte herbstliche Romanze in diesem Jahr, doch es wird gebrochene Herzen in dunklen und kalten Nächten beruhigend zur Seite stehen…

7.0