Thundercat – It Is What It Is

Soul, VÖ: April 2020

Für das vierte Album „It Is What It Is“ hat sich Thundercat zahlreiche namhafte Gäste ins Studio eingeladen. Darunter zu finden sind Steve Arrington, Childish Gambino, Louis Cole, Zack Fox, Steve Lacy, Lil B und Ty Dolla $ign. Thundercat sagte vorab, sein neues Album handelt “about love, loss, life and the ups and downs that come with that”, und es ist definitiv ein kontrastreiches Projekt. Thundercat macht seit Jahren Musik, die das Genre physikalisch an die Grenzen bringt, aber 2017 war „Drunk“ der große Wurf, der Stephen Lee Bruner auf ein höheres Niveau brachte. Der Nachfolger „It Is What It Is“ ist noch besser. Bruner schmückt dabei alles mit Elektro-Funk aus, fügt aber auch eine Schicht emotionale Tiefe hinzu, die Wachstum, Reife und ein tieferes Gefühl der Sinnlichkeit zeigen.

 

Die Sequenzierung auf „It Is What It Is“ zeigt die spielerisch lebendige Natur von Thundercat’s früheren Bemühungen und seiner dynamischen Musikalität, während die ernsthafteren, introspektiveren Nummern für die zweite Hälfte des Albums aufbewahrt werden. Mac Miller’s Tod hat Bruner schwer belastet und er kanalisiert den Schmerz, einen engen Freund zu verlieren, mit großer künstlerischer Wirkung. Die Platte beginnt mit dem kurzen Intro „Lost In Space / Great Scott“ und fließt nahtlos in das erste von vielen Highlights, „Innerstellar Love“. Bruner zeigt sein wunderschönes Falsett, das sich um eine exzellente Saxophonarbeit entfaltet, wobei er sich herrlich mit seinen funky fließenden Basslinien auf einem Track paart, der sich unendlich ausdehnen könnte, bevor er langsam verblasst.

Seine regelmäßigen Kollegen sind alle anwesend und harmonieren perfekt: Der Komiker Zack Fox verstärkt Thundercat’s klugen Sinn für Humor, während Produzent Flying Lotus eine filmische Größe hinzufügt. Thundercat lädt seine Idole eher zur Zusammenarbeit ein, als sich nur ihren Sound zu leihen. Beeindruckend ist, wie Thundercat diese Musik mit ihren komplexen Strukturen und zickzackförmigen Rhythmen so menschlich macht. “Dance away the pain,” singt er auf „Miguels Happy Dance“. “It’s gonna be alright… just do the f***ing dance.” Der Bass umkreist sein luftiges Falsett wie ein Auto, das dem Verkehr ausweicht und von Synthesizern im Stil der Achtziger unterbrochen wird. „How Sway“ ist der Tanz selbst, ein nervöser Energiestoß, der so schnell verschwindet, wie er ankommt.

 

„It Is What It Is“ schließt mit dem kurzen, angespannten „Existential Dread“ vor dem übergreifenden Titeltrack ab. Das Finale ist eine zweiteilige Dynamitexplosion, dass einsam und hochfliegend mit einer wirbelnden Bewegung aus Akustikgitarren, sattem Bass, einem hüpfenden Schlagzeug und einem Gefühl des Staunens das Album beendet. Es ist Bruner’s verstorbenen Freund gewidmet.

9.3