The Pains Of Being Pure At Heart – Belong

Indie Rock, VÖ: März 2011

Nett sind The Pains Of Being Pure At Heart. Nett ist Ihre Musik und nett Ihr äußeres Erscheinungsbild. Die Nettigkeit ist eine Tugend, deren Folgen eine freundliche Verhaltensweise ist und eine gewisse Offenheit vor dem Gegenüber zum Ausdruck bringen soll. Also eine Sache, mit der die Band aus New York City überhaupt keine Probleme hat. Doch leider überträgt sich diese Eigenschaft auch auf die Musik von The Pains Of Being Pure At Heart. Und kennt die Bedeutung von Musik, die nett anzuhören ist. Das Quartett erfüllt alle Voraussetzungen für ein Prädikat solcher Art und stoßen dementsprechend seit Ihrem gleichnamigen Debüt niemanden vor dem Kopf. Vielmehr halten Sie einem die Tür freundlich auf, verneigen sich vor dem Eintreten, servieren ein Glas Wasser und fragen stets nach unserem Wohlbefinden. Eben ganz dem Bild eines netten und zuvorkommenden Menschen.

Aber will man das? Eine überzogene Nettigkeit kann manchmal auch abstoßend wirken. The Pains Of Being Pure At Heart spielen nahe dieser Grenze und haben auf Ihrem Debüt auch manchmal mit voller Wucht dort hinein geschlagen. Ob es Absicht war? Ich denke nicht. Kip Berman, Kurt Feldman, Alex Naidus und Peggy Wang sind nun mal einfach nette Menschen und niemand will Ihnen dafür etwas böses. So weit so gut. Schwenken wir nun einmal auf die zweite Platte ‚  Belong ‚ und stellen bereits nach wenigen Minuten in einer scheinbaren Selbstverständlichkeit fest, im Universum von The Pains Of Being Pure At Heart hat sich nichts geändert. Der gleichnamige Opener besticht durch metallische Gitarren, das Schlagzeug und der Bass suchen Ihr Heil in der Flucht nach Vorne, die Melodien hymnisch und in der Stimme von Kip ist der mitschwingende Stolz kaum zu überhören. Dazu gesellen sich eine glatte und saubere Produktion, die im Gegensatz zum überladenen Debüt recht angenehm wirken kann.

‚ Heart In Your Heartbreak ‚ hat einen kaum zu ignorierenden Chorus und dazu schön kitschige Synthies von Peggy Wang. Den größten Moment hat die Band allerdings im nächsten Stück ‚ The Body ‚ und verschafft sich damit einen neuen Status der Perfektion. Sie nehmen es eben in Ihren Songs sehr genau und überlassen kaum etwas dem Zufall. ‚ Anne With An E ‚ ist ein dunkles Totengedächtnis an eine verlorene Beziehung und am Ende leuchtet die Platte mit der gleichen emotionalen Kraft wie der emotionale Vorgänger. Doch so schön alles auch klingen mag, es bleibt in meinen Augen auch im Jahr 2011 eine nette Sache, deren Aufmerksamkeit nur des Öfteren während den Songs auf Abwegen unterwegs zu scheinen scheint. Dennoch kann man das Album im Umkehrschluss den ganzen lieben Tag hören, mit seinem lyrischen Umfang und den Einbeziehungen von Shoegaze kreiert es einen erstaunenden Platz für alle Außenseiter. Oder wie man es am Ende auch noch zitieren könnte: „I can tell you’re strange like me“.

8.1