
THE BLACK KEYS
Zwischen Nostalgie und Neuerfindung: Wie THE BLACK KEYS mit NO RAIN, NO FLOWERS zwischen Pop-Glätte und Rock-Erbe balancieren – und dabei ihre Identität auf die Probe stellen.
Dreizehn Alben in, und The Black Keys scheinen sich an einem jener Wegpunkte zu befinden, an dem Erfahrung und Erschöpfung in einem einzigen Akkord mitschwingen. Nach einem turbulenten Jahr – geplatzte Arena-Tour, mäßige Charts-Platzierungen, Trennung vom Management – wirkt „No Rain, No Flowers“ wie der Versuch einer Neuverortung. Der Titel, inspiriert von einem geflügelten Sprichwort, steht als selbstverordnete Therapie: Wachstum braucht Schmerz. Doch die Umsetzung ist weniger Katharsis als kontrollierte Schadensbegrenzung.
Musikalisch verlassen Dan Auerbach und Patrick Carney die rohen Blues-Garagen-Pfade ihrer Frühphase endgültig. Stattdessen dominiert ein glattes, fast seidig produziertes Pop-Rock-Gewand, in dem sich Soul- und Funk-Elemente wie in „Babygirl“ oder das hypnotische „Make You Mine“ zwar wohlig einfügen, aber selten wirklich überraschen. Kollaborationen mit Pop-Schwergewichten wie Rick Nowels oder Daniel Tashian bringen Radiofreundlichkeit, jedoch auf Kosten jener kantigen Eigenwilligkeit, die einst „Thickfreakness“ oder „El Camino“ unvergesslich machte.
Zwischen all der polierten Oberfläche blitzen dennoch Momente auf, die an vergangene Größe erinnern: „Man on a Mission“ stampft mit einem fuzzigen Riff, das an alte Stadiontage denken lässt, während „The Night Before“ mit neonfarbener Nostalgie und cleverer Gitarrenarbeit einen flüchtigen Rausch erzeugt. Den emotionalen Schlusspunkt setzt „Neon Moon“, eine Southern-Rock-Ballade, die das Albumcover – eine verpixelte, tätowierte Rose mit dem Schriftzug No Rain No Flowers – visuell spiegelt: verwittert, romantisch und voller Andeutungen von Verletzlichkeit unter der Lederjacke.
Doch zwischen diesen Glanzpunkten überwiegt die gepflegte Mittelspur. Die Produktion ist so makellos, dass jede Ecke und Kante abgeschliffen wirkt; viele Hooks bleiben freundlich, aber folgenlos. Die Texte greifen Lebensweisheiten und Beziehungsminiaturen auf, ohne sich tief ins Fleisch zu schneiden. Statt eines mutigen Neuanfangs hört man eine Band, die das Risiko scheut – vielleicht aus Angst, nach den Rückschlägen noch mehr Boden zu verlieren.
„No Rain, No Flowers“ ist ein Album zwischen zwei Welten: zu geschmeidig, um wirklich zu brennen, und zu routiniert, um völlig zu scheitern. Es zeigt Musiker, die ihr Handwerk perfektioniert haben, aber noch auf der Suche nach einer Vision sind, die diesem Können wieder Dringlichkeit verleiht.
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