SIR CHLOE
Swallow The Knife

KLANGPROFIL: dunkel LABEL: ONErpm KLANGSTART: August 2025

Mit kompromissloser Stimme zwischen Wut, Verwundung und Zärtlichkeit: SIR CHLOE verwandelt auf SWALLOW THE KNIFE das Echo einer zerstörerischen Beziehung in ein Album voller emotionaler Kanten, das zwischen 90s-Indie-Rock, grungigen Explosionen und verletzlichen Balladen oszilliert.

Dana Foote, die hinter Sir Chloe steht, hat schon auf ihrem Debüt „I Am The Dog“ gezeigt, dass sie keine Scheu vor eigenwilligen Brüchen hat. Damals noch zwischen Schafumarmungen auf dem Cover und unvorhersehbaren Gitarrenwänden, nun deutlicher in der Klarheit ihrer Themen. „Swallow The Knife“ ist ein Album, das aus einer tiefen „psychologischen Winterzeit“ erwachsen ist. Der Eröffnungs-Track „The Hole“ setzt den Ton: inspiriert von einer Ausstellung im MASS MoCA, die ein schwarzes Eisloch zeigte, singt Foote von diesem Abgrund, in den sie selbst gestürzt sei. „I’ve been in the hole, the hole, the hole“ – die Wiederholung macht die Trostlosigkeit spürbar, gleichzeitig klingt da der erste Schritt zum Herausklettern mit.

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Die Stärke des Albums liegt in der Dialektik zwischen Härte und Zartheit. „Kiss“ stampft mit grungigen Riffs und dem Refrain „I don’t want love / I want revenge“ in die Gehörgänge, eine radikale Umkehr von verletzlicher Ballade hin zu blankem Zorn. Dagegen legt sich „Eyes“ wie ein warmer Schleier über die Platte: „They’re my first place blue ribbon / For winning the fight“, singt sie, und es ist der Song, in dem die Liebe zurückkehrt, nicht als naive Rettung, sondern als Spiegel der Selbstheilung. Das Video, in kühles Blau getaucht, unterstreicht diese Balance aus Intimität und Unschärfe. Besonders eindringlich gelingt ihr der Mittelteil mit „Passenger“. Foote beschrieb das Gefühl dahinter als „ein Passagier, der auf meiner Brust sitzt wie ein wütender Schimpanse“. 

Die Bilder sind drastisch, die Musik dazu behält jedoch eine Schwere, die weniger nach Metapher klingt als nach körperlichem Druck. Aufgenommen wurde die Platte in London, produziert von Steph Marziano, mit Sarah Jones an den Drums, deren Präzision den Stücken ein klares Rückgrat gibt. Das Albumcover zeigt Dana auf einem blauen Satin-Bett, im schwarzen BH, den Blick direkt in die Kamera, halb herausfordernd, halb verwundet. Das Setting verbindet die Intimität der Songs mit einer fast cineastischen Inszenierung. Der Titel Swallow The Knife darüber, blutrot in schwerer Typografie, wirkt wie ein Statement: verletzlich sein heißt hier nicht weich sein, sondern die Klinge in sich zu tragen und sie zu verschlucken, um stärker daraus hervorzugehen. 

Auch wenn einige Songs wie „Holy“ oder „Forget It“ weniger zünden, bleibt „Swallow The Knife“ ein Werk, das durch seine Widersprüche lebt. Zwischen grungigen Attacken, intimen Geständnissen und dem fast poppigen Schimmer einzelner Refrains zeigt Sir Chloe, dass sie sich nicht mehr nur als Außenseiterin inszeniert, sondern ihre eigene Sprache gefunden hat – eine Sprache aus Schmerz, Härte und zärtlicher Rebellion.

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Albumcover von Sir Chloe – Swallow The Knife: Dana Foote liegt auf blauem Satin, roter Schriftzug, Blick direkt in die Kamera.


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Über allem liegt eine Düsternis, die mehr ist als bloß Rock-Attitüde. Die Songs kreisen um den Abgrund nach einer zerstörerischen Beziehung, sie greifen nach Bildern von Löchern, Messern, Passagieren, die sich auf die Brust setzen. Selbst in den Momenten der Zärtlichkeit klingt das Dunkel nach, wie in „Eyes“, wo die Liebe nicht als Rettung, sondern als fragile Glut inszeniert wird. Das Album atmet Schwere, es tastet im Halbschatten, auch wenn es Funken schlägt.
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