Ganz tief unten rumpelt es in der Kiste. Vier Wände in vollommener Dunkelheit herrschen über ein seelenloses Gebiet, dessen Existenz nur aus mündlichen Überlieferungen weitergegeben wurde. Doch kann ein regelmäßiger Jahreszyklus über eine Existenz hinweg täuschen? Wir meinen nicht und machten uns auf die Suche nach dem vierten Studioalbum mit Namen ‚ Castle Talk ‚ und folgten hierzu den schlammigen und schmierigen Gitarren vom Opener ‚ Laura & Marty ‚ mit Zeilen wie, „“Laura and Marty went to a party, and they hardlined with me“. Die Spur wurde aufgenommen, die aufbrausende Entfesselung fährt durch unsere Körper und zerspringt förmlich mit dem Eintritt der unmittelbaren und kraftvollen Stimme der Frontfrau und Gitarristin Marissa Paternoster. Ein Name ohne weitere Erklärungen. Sie ist die treibende Kraft, lockt uns in die Fänge mit Ihren heulenden Gesängen und verübt noch während dem Opener den ersten Anschlag auf uns: sengende Riffs und ein markantes Soli brechen nur wenige Zentimeter vor uns in die verbrannte Erde. Wir befinden uns also auf der richtigen Fährte, die Gefahr hat sich kurz gelegt und wir suchen nach dem nächsten Hinweis in Form des zweiten Tracks ‚ I Don’t Mind It ‚ und einer knappen Post-Punk-Pop Nummer mit einer beherzten Bassline und dem Sinn einer hyperaktiven Übereinstellung zu ‚ Boys Don’t Cry ‚.
Der Track gönnt uns eine kleine Pause und den klärenden Blick auf eine Platte, die verzerrter kaum in unsere Ohren dröhnen könnte. ‚ Boss ‚ ist dazu der beste Beweis und zugleich der zweite Anschlag, nur dieses Mal erfolgt er unbewusst in Richtung der Screaming Femals. Denn hier spürt man das erste Mal eine gewisse Künstlichkeit aufsteigen. Die Riffs klingen zu statisch, das sengende Chaos zu durchschaubar. Eine Phase, die sich besonders gegen Mitte der Platte enorm in Ihrem dunklen Versteck ausbreiten wird. Davor bekommen wir mit ‚ Normal ‚ noch eine verdeckte Lieblichkeit um die Ohren geschmiert, die Umgebungstemperatur scheint zu steigen und wir wissen, das Ziel muss dicht vor unseren Augen liegen. ‚ A New Kid ‚ zeigt schließlich das ganze dominierende Auftreten einer musikalischen Persönlichkeit, die entgegensätzliches Denken nicht dulden wird. Vielleicht war es schlussendlich die daraus entstandene Überheblichkeit, vielleicht wollten die Screaming Females am Ende der vierten Platte endlich entdeckt werden um zu zeigen: seht her, das alles sind wir! Das überlaufende Selbstbewusstsein des Trios ist nachvollziehbar, zugleich wird es auf ‚ Castle Talk ‚ zu einer Schwäche, die Ihre hässliche Seite nun nicht mehr verstecken muss. ‚ Fall Asleep ‚, ‚ Wild ‚ und ‚ Nothing At All ‚ kehren lustlos den Dreck von der einen auf die andere Seite und verleiten uns zu einem deutlichen Gähnen.
Zeit ist in dieser Phase mehr als genug. Zum Glück besinnen sich die Screaming Females nochmals kurz und zersprengen mit ausufernden Riffs in ‚ Sheep ‚ jegliche zuvor geführten Konversationen. Akustisch und mit viel Hall führt uns das Stück ‚ Deluxe ‚ durch knappe zwei Minuten und ‚ Ghost Solo ‚ jagt in hypnotischen Bewegungen aus unserem Blickwinkel. Schlussendlich haben es die Screaming Femals wieder geschafft in der Dunkelheit abzutauchen. Was bleibt ist ein zwiespältiges Gefühl, einerseits mögen wir die weibliche Besetzung in Front der Band mit kräftiger Unterstützung treibender Rock’n’Roll Musik, andererseits wird am Ende der Platte klar, es braucht mehr als nur Gitarren und weibliche Vocals um ein Album zu produzieren, das wir wirklich schätzen und gerne haben.
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