San Fermin – San Fermin

Indie RockRock, VÖ: September 2013

Dieses Album verdient Aufmerksamkeit – nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern weil es auch von Natur aus etwas anderes ist – vor allem für eine Band aus Brooklyn. Ein Flickwerk aus Post-Rock, Kammer-Pop, zeitgenössischer Klassik und grenzenloser Kreativität. Davon gibt es wahrlich keinen Mangel auf diesem beeindruckenden Debüt. Ellis Ludwig-Leone ist ein 23 jähriger Yale Absolvent, der sich mit der Sängerin Allen Tate, Jess Wolfe und Holly Leassing für das gemeinsame Projekt San Fermin zusammenschloss. In einem kürzlichen Interview erzählte Ludwig-Leone, dass sogar insgesamt 22 Künstler mitwirkten und im Angesicht der zahlreichen Schichten an Instrumentierungen, möchte man an dieser Aussage keine Sekunde anzweifeln. “I will tie to my body some roses/ I will fly till I get you alive”, singt eine weltmüde Tate am frühen Morgen im Stück ‚ Methuselah ‚ und auch wenn es anfänglich ein bisschen überladen anmutet, so nahtlos funktionieren die lyrischen Übergänge zwischen den einzelnen Songs und lassen daraus eine zusammenhängende Reise entstehen, die nur noch manchmal im weiteren Verlauf unergründliche Züge annimmt.

‚ Sonsick ‚ ist nach Worten von Ludwig-Leone, „a panic attack disguised as a birthday party. I realized that the most intense moments are the ones in which conflicting emotional worlds exist inside you, equally, at once.” Musikalisch erleben wir melodische Keyboards und einen umwerfend triumphalen Refrain, der mit Horn und ausgelassenen Gesangsmelodie ein schönes, melancholisch dahin marschierendes Gefühl in unserem Bauch entfacht, welches zudem unweigerlich an Beirut erinnern lässt. ‚ San Fermini ‚ ist kein Album mit Singles, sondern ein durchgreifendes und vollmundiges Werk, dass ehrgeizig thematische Verbindungen emotional verknüpft und diese in ein einzigartiges Licht taucht. ‚ The Count ‚ beginnt mit grüblerischen Melodien und entfaltet sich kurz darauf in einer Kakophonie aus Saxophon, Schlagzeug, Cello und eindringlichen Flüstern – und dieses undefinierbare Flüstern lässt sich an vielen Stellen auf dem Debütalbum wieder entdecken.

Es muss allerdings auch gesagt werden, dass ‚ San Fermin ‚ über jeden Kitsch und jeden Pathos erhaben ist – dieses Werk kann nicht negativ beschrieben werden. Es ist schlussendlich eine mutige Zusammenstellung, sehr introspektiv und persönlich. Für den Hörer ist es eine sehr angenehme und nachhaltige Erfahrung. In jedem Fall sollte man einmal in dieses Werk hineinhören und sich von diesem Zauber einfangen lassen.

7.3