Regina Spektor – Far

Indie PopIndie Rock, VÖ: Mai 2009
Obwohl FAR alles andere als schlecht ist, erfüllt es auch nicht ganz die Erwartungen, basierend auf all dem Talent, und wie umfassend sich REGINA SPEKTOR auf Begin to Hope präsentiert hat.

Zehn Jahre sind vergangen, vier Alben und zwei Eps zogen an uns vorüber. Hinreißend, abwechslungsreich, verrückt und makabere Anti-Folk-Songs fanden den Weg von New York über den großen Teich zu uns. Und auch das neueste Werk mit dem kurzen Namen „Far“ versprüht nach drei Jahren der Abstinenz wieder die typische New Yorker Anomalie der Regina Spektor. Mit Ihrer einfühlsamen Stimme und der teils absurden Kombination aus Bildern und Texten, konnte die aus Moskau stammende Sängerin stets eine Ungewöhnlichkeit an den Tag legen, die zumindest auf diesem Gebiet Einzigartig ist. Einzigartigkeit ist überhaupt etwas, das schnell wieder verloren gehen kann, besonders wenn sich leise die Beliebigkeit einschleicht und mit den Songs das macht, was ansonsten das Wasser mit den Steinen anstellt- sie glatt polieren.

Leider tritt dieses Phänomen auch bei dem fünften Studioalbum zu Tage und daran ist nicht zuletzt Produzent Jacknife Lee Schuld, der auch Alben der Hives, Editors, Snow Patrol und Kasabian zu verantworten hat und sich deren Verspieltheit raubte. Vorbei sind die großen Momente, die ausgeglichen mit der dunklen Seiten der Regina Spektor harmonisierten und nun ohne ihre liebenswert rauen und unberechenbaren Kanten auskommen müssen. Regina Spektor ist von heute an nur noch süß. Die skurrile Seite wurde geglättet und manchmal sogar komplett entfernt. Zurück bleibt ein schwarzes Loch und das ungebrochene und beeindruckende Talent am klassischen Klavier. Es verwandelt Songs wie den Opener „The Calculation“ und „Folding Chair“ in trügerisch schöne Popmelodien mit klugen Texten.

Gleiches gilt für die beiden Stücke „Blue Lips“ und „Two Birds“. Es ist einfach der oft zitierte Tiefgang, er wird an manchen Stellen schmerzlichst vermisst und auch Regina Spektor mit Ihrer zuckersüßen Stimme kann daran wenig Drehen und Biegen. Dabei wären die Melodien mit Ihrer Ungeschliffenheit aus „Soviet Kitsch“ der ideale Wegbegleiter für die einfühlsamen und intimen Texte auf „Far“ gewesen. Aber was ist, lässt sich bekanntlich nur mehr schwer rückgängig machen und so wird man sich eben mit dem neuen Werk abfinden müssen. Es ist ja auch nicht alles schlecht geworden, doch mit dem Bezug auf die vorangegangen Werke verblast das fünfte Album ein wenig und kann die Erwartungen nur teilweise erfüllen. Nichts desto Trotz steckt in der russischen Pianistin, Gitarristin und Sängerin aus New York ein großes Talent, in dem noch lange nicht alle herausragenden Eigenschaften erforscht wurden.

7.0