QUINQUIS
Seim

GENRE: Electronic / Ambient KLANGSTART: Mai 2022


ÉMILIE QUINQUIS – früher als Tiny Feet unterwegs, jetzt unter ihrem echten, bretonischen Namen – hat mit SEIM ein Debüt hingelegt, das klingt wie eine Neugeburt.

QUINQUIS hat nicht nur ihre musikalische Identität verändert, sondern sich selbst von Grund auf neu verortet. In ihrer Muttersprache, in ihrer Rolle als Mutter, und auf einer Insel namens Ouessant – ein Stück Land im Atlantik, wo der Wind nie schläft und die Geschichten in den Steinen wohnen. „Seim“, benannt nach dem bretonischen Wort für Baumsaft, fließt nicht, es tropft. Jeder Track hat die Konsistenz von Nebel, die Farbe von Sternenlicht, die Schwere von Erinnerungen. Zusammen mit Gareth Jones (Depeche Mode, Apparat, Einstürzende Neubauten), hat QUINQUIS eine Klanglandschaft entworfen, die sich traut, langsam zu sein. Nichts wird hier überfüllt oder überlagert. Stattdessen: Luft. Raum. Bedeutung.

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Tracks wie „Setu“ (über Ankou, den bretonischen Tod) oder „Ôg“ (über eine Frau, die ihren Mann im Meer verlor) holen alte Mythen in unsere Jetztzeit – mit modularen Synths, Echo-Räumen und einer emotionalen Tiefe, die leise Gänsehaut hinterlässt. Es ist Musik, die weniger spricht, als dass sie atmet. Das Beeindruckende: QUINQUIS singt fast das gesamte Album in Bretonisch – einer Sprache, die von der UNESCO als stark gefährdet eingestuft ist. Aber „Seim“ ist kein Sprachdenkmal, sondern ein lebendiges Wesen. Auf „Run“ singt Ólavur Jákupsson auf Färöisch, auf „Netra Ken“ rezitiert Emily Chappell auf Walisisch aus ihrem Buch. Es ist fast so, als würden sich Sprachen, die am Verschwinden sind, hier gegenseitig wiederbeleben. 

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Und sie tun es inmitten von Synths, Theremin-Schwärmereien und digitalem Rauschen. Unerwartet? Vielleicht. Magisch? Ja. Das Artwork ist wie eine visuelle Verlängerung des Sounds: Ein menschlicher Körper, dem ein Regenbogen aus dem Kopf wächst, als würde er sich selbst übersteigen. Im Hintergrund: Wüste, Ölbohrpumpen, der Mond. Alles scheint gleichzeitig fern und nah, ein Mix aus Vergangenheit, Sci-Fi und psychedelischer Gegenwart. Genauso fühlt sich auch die Musik an: planetarisch und intim. „Seim“ ist kein Album, das uns mit offenen Armen empfängt. Es schaut uns an, sagt nichts – und wartet. Aber wenn wir bleiben, öffnet es uns ein Fenster in eine Welt, die sich aus Stille, Lichtpunkten und uralter Erinnerung zusammensetzt. 

QUINQUIS schafft das Kunststück, Minimalismus mit maximaler Wirkung zu verbinden – mit Musik, die wie eine geheime Sprache wirkt, die man langsam entschlüsselt. Und vielleicht ist das genau das, was uns heute fehlt: Musik, die nicht alles erklärt. Sondern spüren lässt.

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Collage-Cover zu QUINQUIS' Album SEIM mit Regenbogenstrahl und Sternenhintergrund – psychedelisch, symbolisch, entrückt


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