Placebo – Black Market Music

Alternative RockClassic AlbumsRock, VÖ: Oktober 2000
Die Mischung aus dem Rauen ihres selbstbetitelten Debüts, der Sanftheit von Without You I’m Nothing und einigen zusätzlichen elektronischen Schnörkel (mit tonnenweise mehr Melancholie) ist PLACEBO sichtlich leicht gefallen.

Nach einer langen Studiozeit von fünf Monaten im Süden Frankreichs öffneten sich endlich wieder Ihre Türen zur Außenwelt. Doch hätte die Tageszeit die herrschende Atmosphäre auf dem Album mitbestimmen dürfen, wäre es in den Tiefen der Nacht geschehen. „Black Market Music“ orientiert sich mit seinen 12 Tracks an das Vorgänger Album, der Düsterheit und das Unheilvolle die so manche Songs umgeben aber auch rockig- punkige Nummern die man vorwiegend auf „Placebo“ finden konnte sind darauf vertreten. Viele waren zu anfangs skeptisch, wollten Placebo doch der ersten Ansicht nach nun beide Seiten zufrieden stellen. Herausgekommen ist nicht etwa eine Aufteilung in düster- melancholisch und rockig-punkig sondern eine Zusammenführung der beiden Genres auf bester Art und Weiße. So besticht der Opener „Taste In Men“ bereits mit den oben stehenden Merkmalen.

Beginnt er noch langsam, unheilvoll und mit schweren Schrittes langsam nach vorne stampfend, verfallt er gegen Ende hin immer mehr in den Laufschrift und entlädt sich hin und wieder in lauten zusammenhanglosen Gitarrenriffs die einen unvorhergesehen Sturz nahekommen. Kurz gesagt, „Taste In Men“ wurde erste Singleauskopplung und fügte sich diesmal auch nahtlos an den Rest der Nummern mit ein. „Days Before You Came“ beginnt mit verzerrt jaulenden Gitarren, die am Ende hin flehend und um Gnade bittend nach 2:33 Minuten endgültig mit einem Stoß nach vorne erlöst werden. Sehr ausgereift und eingängiger Song, wie auch „Special K“, der weiterhin das Album auf der höchsten Spitze des Berges halten kann.

„Spite & Malice“ überrascht hingegen mit gut eingebauten und politisch gehaltenen Sprechgesangeinlagen von Justin Warfield. Ruhig und einsam wird es erst mit „Blue America“ oder „Peeping Tom“ die einem die traurigen Momente des Lebens nach oben holen lassen. Schnell ist man darin versunken, Wege aus diesem Strudel lassen sich nur sehr mühsam und mit viel Willenskraft finden. Doch wär die Absicht verspürt aus dieser Stimmung ausbrechen zu müssen sollte sowieso die Finger von dieser Platte lassen. Placebo vergessen einen darin nicht, mit aggressiven und stampfenden Schlägen packen Sie einem unerwartet im Genick und ziehen den fast schon leblosen Körper wieder nach oben. Man denkt an die letzte mögliche Hilfe die einen da noch ereilt hat doch am Ende angekommen kommt „Haemoglobin“ und holt noch einmal die Keule aus der Tasche.

Mit der auch der letzte übriggebliebene Lebenswillen aus dem Hirn geklopft wird. Wie man sieht ist die Abwechslung auf der Platte durchwegs gegeben, es wird lange dauern bis man „Black Market Music“ aus der Hand geben wird, besticht sie doch einfach durch zu viele traurig- schöne Momente die man, immer wenn einem das Bedürfnis nach einholt, mit Placebo teilen kann.

9.6