Pissed Jeans – King Of Jeans

Alternative RockIndie Rock, VÖ: August 2009
Die PISSED JEANS sind sicherlich sparsamer und präziser in ihrer Attacke geworden – vorbei sind die ausgedehnten Raubzüge von Hope for Men. An seine Stelle treten zweiminütige Germs-Infektionen, Buttholes-Plopps und verrückte Schreie von Nick Cave.

Hört man das erste Mal einen Pissed Jeans Song, wird das verständnislose Kopfschütteln schnell folgen. Sie klingen labil, Unterdrückung und Unterordnung lösen in Ihnen Wut und Verzweiflung aus. Die Alben können als ein Akt der Selbstzerstörung und als eine Befreiung von der Gesellschaft interpretiert werden, wäre da nicht zu allem Überfluss die total banalen Texte über das Eis essen, die hier zum Einklang mit dem hektisch lauten Gesang gezwungen werden. Dazu abstürzende und selbstmordende Gitarren, die auf Wortfetzen von Bradley Fry in qualvoller Länge dem Bösen geopfert werden. In was für einer schrecklichen Welt wir doch allesamt leben. Pissed Jeans haben es erkannt und spucken Ihre Frustrationen seit knapp vier Jahren genussvoll auf diesen Planeten. Es ist ein Widerspruch und eine Erklärung zugleich. Eine Erklärung wie sie ätzender kaum sein könnte. Sie leben ohne wirtschaftlich- und lebensfähigen Arbeitsplan, konstruieren Ihre Songs nach zeitlicher Laune und bieten für Ihre weitere Zukunft kaum eine Grundlage.

Dennoch strangulieren die Pissed Jeans alle Jahre wieder eine weitere Platte bis zur völligen Erschöpfung. Demnach ist mit „King Of Jeans“ also das nächste Jahr im Kalender des Quartetts vergangen. Zeit um mit der Welt und all Ihren Problemen abzurechnen. Und man merkt es Ihr deutlich an: „King Of Jeans“ scheint überfordert mit der Problematik zu sein, weiß nicht wo es beginnen soll und endet schon nach den ersten Takten zu „False Jesii Part 2“ in einem gigantischen Chaos. Es scheppert bedrohlich in „Request For Masseuse“ und bietet die Grundnahrungsmittel der ersten Generation Punk und Hardcore. Das Album scheint auf den ersten Blick einfach gestrickt zu sein, dafür keineswegs dumm. Nun vielleicht ein bisschen dumm, aber nie zu viel, als das man diesen metallischen Schrotthaufen einfach wegschmeißen würde. Es gilt Ihn zu erforschen, in die rostigen und verklebten Ecken zu blicken.

Die Unruhe und Aggression darin aufzusaugen um plötzlich die phantastischen Stücke „Human Upskirt“ und „Pleasure Race“ in all dem absurden Dreck zu entdecken. Ihr Label Sub Pop betrat vor zwei Jahren mit den Pissed Jeans einen finanziell, wirklich waghalsigen Pfad. Hier reinzuinvestieren, die Gewinne darauf zu setzen und volles Risiko zu fahren ist wahrlich nicht Ohne. Doch es hat sich aus dieser Sichtweiße in jedem Fall gelohnt. Es reichte sogar für eine Nominierung zum kanadischen „Polaris Music Prize“. Aber diese Dingen interessieren die Pissed Jeans wenn überhaupt nur am Rande. Sie konzentrieren sich auf Verwüstung, Zerstörung, dem puren Lärm in seiner Urform und haben trotz Ihrer neuen herangehensweiße ein bisschen verändert. Sie klingen auf „King Of Jeans“ direkter und präziser in Ihrem Angriff.

Die strukturellen Verlängerungen auf „People Person“ oder der Piano Blus bei „Scrapbooking“ liegen nun irgendwo zwischen den vergammelten Überresten der einstigen Zeit begraben. Das Quartett kann dennoch beruhigt in den verstaubten Rückspiegel blicken und zufrieden sein. Das Chaos ist auch diesmal perfekt, die Rekonstruktion ausgeschlossen und hinterlässt am Ende ein Bild dessen, was die Pissed Jeans in Ihren kaputten Gehirnen als Romantik verstehen.

8.5