Paws – Youth Culture Forever

Rock, VÖ: Mai 2014

Morrissey war/ist unbestritten eine kleine Diva. Seinen Ruf machte er zu Beginn des letzten Monats wieder einmal alle Ehre als er darauf bestand, die im Nebenraum auftretenden Paws für den Abend auszuladen. „We were instantly very confused. Many, if not all, bands we have met, played with or seen, have most certainly played a show in a venue with two rooms without incident, much less threat of cancellation.“ Die Paws wurden damit -ohne Alternative – aus dem Slot herausgekauft und so war die Freude über den restlos ausverkauften Abend bereits am Vormittag vernichtet. „Although all bands in our situation could very much do with the extra money, it didn’t sit right with us that we were essentially, very much literally, being silenced; being bought out, and for reasons that, when explained to us as above, not only seemed trivial but seemed to fit the unfortunate egotistical stereotypes that Morrissey has come to embody in recent years.“

Die Paws waren empört, frustiert und wütend. Ein gutes Beispiel für das unerbittliche und tonangebende Regime des Geldes im Musikgeschäft. Aber konzentrierern wir uns jetzt auf die neue Platte ‚ Youth Culture Forever ‚ der Paws und deren eröffnendes Stück ‚ Erreur Humaine ‚. Es beginnt mit leisen Tönen, wird plötzlich von einem lauten Donnerschlag erschüttert und kollabiert daraufhin in der Sinnlosigkeit der Menschheit. „Just 22 and I feel like I’m through.“ Verstorbene Freunde, implodiertes Vertrauen und heimatlose Gefühle. Philip Taylor kann in seinen jungen Jahren auf viel Leid und Selbsthass zurückblicken. Doch wie oft wurden daraus schon die tiefgreifendsten Hymnen erzeugt. Die Paws sind einer dieser nutznießenden Bands und blicken im nächsten Track ‚ Tongues ‚ in den schimmernden Abgrund aus melodischem Glanz und emotionaler Reife.

‚ Someone New ‚ prügelt sich lauthals auf dem Pausenhof, reißt elastische Gitarren und ein atemloses Schlagzeug auf den Boden des betrunkenen Herzschmerzes. ‚ Owls Talons Clenching My Heart ‚ und ‚ YCF ‚ schicken uns währenddessen zur Erholung ins Schlafzimmer. ‚ Give Up ‚ und ‚ Narcisst ‚ sind auf der anderen Seite die befeuernden Tracks in ‚ Youth Culture Forever ‚. Jugendiche Ungestümtheit spuckt monolithische Gitarrenlinien auf nüchterne Beobachtungen und hyperventilierende Melodien. Dazwischen gönnen sich die Paws eine kreative Pause und setzen erst wieder in ‚ Great Bear ‚ an, uns mit einem aggressiven und donnernenden Instrumentalstück die Schädeldecke einzuhämmern. Es ist jedoch nur der Tauglichkeitstest für das eigentlich Monument in Form des letzten Tracks ‚ War Cry ‚. Hier erwartet uns nämlich das zähnefletschende Raubtier, das spuckende und ausgehungerte Zottelvieh auf knapp zwölf Minuten Spielzeit. Als echter Anhänger der Paws ein unbestreitbarer Leckerbissen. Guten Appetit.

8.0