
OUR SHAME
OUR SHAME bringen auf HIDDEN ALBUM Untergrund-Realitäten zwischen Verlangen, Scham und technoider Selbstoffenbarung in ein taiwanesisches Indie-Folktronica-Universum, das zugleich erschüttert und tröstet.
Manchmal sind es die leisen Stimmen, die am lautesten hallen – besonders, wenn sie aus den versteckten Ordnern unserer digitalen Leben dringen. Das taiwanesische Duo Our Shame, bestehend aus Estelle H und Isan, legt mit seinem zweiten Werk „Hidden Album“ genau so ein verborgenes Klangarchiv offen: ein Album, das klingt, als hätte jemand aus Versehen das intimste Audio-Tagebuch veröffentlicht. Doch die Entblößung ist gewollt. Zwischen Field Recordings, IDM-Flächen, dunklem Synthpop und analogen Gitarrenfiguren entfaltet sich ein mutiges, bittersüßes Klangporträt über das, was nicht erzählt werden darf.
Schon der Opener „Face ID“ wirkt wie ein Dschungel aus digitaler Paranoia und nächtlicher Verfolgung – ein Track, der atmet und gleichzeitig jagt. „A Star“ funkelt psychedelisch, als wäre er durch Sternenstaub produziert worden, während „Miffy“ und „Love Of My Life“ wie Momentaufnahmen aus emotionalen Hinterhöfen wirken – brüchig, verloren, wunderschön. Mit dem Titelsong „Hidden Album“ schlagen die Beats dann härter: ein industrial-geschwängerter Puls, der an inneres Brennen erinnert.
In der zweiten Albumhälfte kippt das Tempo. „Snow in Osaka“ ist IDM mit Herzbruch, „Summer Air“ so rhythmisch wild, dass Estelle selbst sagt: „It’s the most rhythmically unhinged song we’ve ever made.“ Und dann dieser Bruch: „Beach Cat“ zitiert britische Indie-Idylle, „ok to be not ok“ zerreißt sie wieder – laut, kathartisch, ehrlich. Als Abschluss schwebt „So in love with you“ heran wie eine Sommernacht in Zeitlupe. Trompeten. Wärme. Verletzlichkeit. Und plötzlich ist da Trost.
Produziert wurde das Album größtenteils von Estelle H selbst, unterstützt von Jay Reynolds (Fred again..), BRADD, ASOBOiSM und Odd People Club – eine klangliche Weltreise zwischen Paris, Osaka und Taipei. Das Artwork, entworfen von Blob Club, zeigt zwei Vulkane auf pinkem Grund, deren Lavaströme wie offene Nervenadern wirken. Die eruptive Energie des Bildes steht im direkten Kontrast zur zarten Emotionalität vieler Tracks – und doch ist beides Teil desselben emotionalen Terrains, in dem sich Our Shame bewegen.
„Hidden Album“ ist keine Sammlung von Songs, sondern ein digitales Selbstporträt, das über Umwege in unsere Hände gelangt ist – durchzogen von Scham, Sehnsucht und technoider Poesie. Es ist ein Album, das sich nicht erklären will. Es will gespürt werden.
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