Nine Inch Nails – Bad Witch

Rock, VÖ: Juni 2018

Das Thema Mutation zieht sich wie ein roter Faden durch das Songwriting von Trent Reznor und auch wenn sich der Nine Inch Nails-Frontmann bisher auf rasende individuelle Selbstzerstörung fixierte, so ringt er nun auf dem neuen Album – ein sechsspuriger 30-minütiger Release – mit seiner Bestürzung als Teil einer verdorbenen Kultur, die Anzeichen eines bevorstehenden Zusammenbruchs zeigt. Zugleich ist es der letzte Teil der EP-Trilogie und ein weiteres kryptisches Puzzle aus Dunkelheit und Abscheu.

„Not The Actual Events“ und das ein Jahr später folgende „Add Violence“ von 2017 wurden von Trent Reznor selbst als vollwertige Alben angesehen, obwohl diese nur aus jeweils fünf Tracks bestanden. Aber in den neuen 30 Minuten ist Trent’s Vision Wirklichkeit geworden und vervollständigt das intensive, verblüffende Endspiel seiner Trilogie, das sich jeder Form entzieht. Das dritte Album ist ein vollständig eindringliches Erlebnis und voller Komplexitäten, die nur eine Band wie Nine Inch Nails erreichen kann.

Das eröffnende Stück „Shit Mirror“ umfasst die minimalistische Seite der industriellen und elektronischen Musik und manövriert einen einfachen Beat in neue, nicht erkennbare Positionen. Die Instrumentalstücke „Play the Goddamned Part“ und „I’m Not From This World“ sind wie kleine Reznor-Ross-Filmmusikstücke und vollgepackt mit Grusel-Sound-Effekten. Der Einfluss von David Bowie ist ebenfalls allgegenwärtig und zeigt sich mit „Blackstar“ im speziellen (das traurige Saxophon und der Gesang von „God Break Down The Door“ sind die offensichtlichsten Beispiele).

„I’m Not From This World“ ist eine hallende, grollende Fahrt in die Dunkelheit, so dröhnend und hypnotisch. Aber es ist das große Finale, das alle Arten von Elektronik erforscht. Produktionsbedingt klingt das Album fantastisch, alle mehrschichtigen Arrangements und jeder Synth-Ton ist für den maximalen Kopfhörer-Hörgenuss kalibriert. Reznor und sein Partner Atticus Ross haben es geschafft – während die Gen-X-Kollegen in gemütliche Nostalgie eingetaucht sind – noch immer Platten zu kreieren, die nur so vor unruhiger Energie knistern.

8.4