Im ersten Moment verwirren uns Naked Lunch auf Ihrem Opener ‚ The Prophet [Marseille I] mit verstörenden Klängen, Trompeten, einem nervösen Schlagzeug und eine geballte Wucht elektrifiziertem Indie Rock. Individualisten sind die Klagenfurter schon immer gewesen und auch diesmal machen Sie Ihrem Ruf alle Ehre. Sie selber haben sich nach dem Roman von Schriftsteller William S. Burroughs aus dem Jahr 1959 benannt, der in unkonventioneller und radikaler Manier damalige Tabuthemen wie Drogensucht, Homosexualität, Gewalt und Wahnsinn behandelte. Doch wie der Opener bereits offen legt, beschäftigen sich die Österreicher auf Ihrem sechsten Album mit ganz anderen Dingen. Nach dem traumhaften ‚ This Atom Heart Of Ours ‚ bauten sich in greifbarer Nähe Bilder in unseren Köpfen auf. Regisseur Thomas Woschitz hat dies ebenso empfunden und dabei auch in die feinen Details hineingehört. Was er da gefunden hat, muss Ihm so gefallen haben das er Naked Lunch kurzerhand beauftragte, für seinen bereits ausgezeichneten Episodenfilm „Universalove“ die gezeigten Bilder in Klänge zu fassen.
Schauplätze und Thema sind die verschiedensten Städte und ihre Verrücktheit nach Liebe. Nachdem Marseille seinen bravourösen Auftritt absolviert hat, schweben wir weiter nach Belgrad und dem Stück ‚ Milja And Dusan ‚ mit stark verzerrten und nachdenklichen Melodien, die langsam Ihres Weges gehen und ebenso wie viele andere Songs auch, alleine durch Ihre Emotionen ein beeindruckendes Klangbild für den Hörer entwickeln. Tokio und ‚ Only Waiting Here ‚ symbolisieren den rasanten und hektischen Alltag, die Dringlichkeiten zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Gratwanderung gelingt Naked Lunch und auch die Reduzierung jeder klanglichen Nuance auf das Minimalste funktioniert in den Soundmalereien, die oftmals nur durch eine Akustikgitarre getragen werden. Die Klagenfurter liefern in den elf Songs eine perfekte und einzigartige Untermalung für den Film von Thomas Woschitz und beweisen damit eindrucksvoll Ihren Hang zu Verwirrungen, der Liebe und Melodien die entgegengesetzter nicht sein könnten.
Diese scheinbare Dichotomie umgehen Naked Lunch jedoch in all Ihren Songs, verknüpfen Ernsthaftigkeit mit Kitsch und Melodramen mit modernen Indie Rock Elementen. Ob es ein typisches Naked Lunch Album geworden ist, bleibt jedem selbst überlassen. Doch lässt sich nicht abstreiten, das den Österreichern mit ‚ Universalove ‚ ein kleines Meisterwerk unter den Soundtracks gelungen ist. Es besitzt eine unglaublich drängende Intensität, es wühlt einen innerlich auf und wirkt im nächsten Moment wieder besänftigend. Hier ist der Beweis, Gegensätze können sich auf ganz besondere Art und Weiße anziehen und somit wird auch nach dem sechsten Album noch lange nicht Schluss mit Naked Lunch sein. Die Reise wird fortgesetzt, wohin kann jetzt noch keiner sagen, aber wir werden es mit Sicherheit zu gegebener Zeit erfahren. Bis dahin folgen wir Naked Lunch durch die großen und anziehenden Städte dieser Welt – solange bis wir wieder festen Boden unter den Füßen spüren.
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