MYRIAM GENDRON
Mayday

GENRE: Folk LABEL: Feeding Tube Records / Ba Da Bing! KLANGSTART: Mai 2024


MYRIAM GENDRON hat die Stimmung von MAYDAY privat als düster beschrieben, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass es nach dem Tod ihrer Mutter zusammengestellt wurde. Aber sie ist immer in der Lage, emotionale Inhalte auf eine Weise auszubalancieren und zu vermischen, die es letztendlich hoffnungsvoll macht.

Auf den ersten beiden Platten wickelte die Folksängerin Myriam Gendron aus Quebec mit ihrem leisen, stählernen Schnurren vielfältiges Material ab – von den sardonischen Gedichten der Autorin Dorothy Parker bis hin zu ihren eigenen Texten über die Geburt ihrer Tochter. Gendron kehrt hier noch einmal kurz zu Parker zurück (das süß-saure „Dorothy’s Blues“, erweitert aus einem Parker-Ausschnitt über die Vergänglichkeit der Liebe), aber „Mayday“ beschäftigt sich hauptsächlich mit persönlichen Themen, darunter dem Tod ihrer Mutter. Mit ihrer bemerkenswerten Stimme – schlüpfrig, schattenhaft, vom Geist ihrer selbst heimgesucht – und ihrer schmerzlichen melodischen Sensibilität gibt Gendron alles, was sie empfindet (Trauer, Ehrfurcht, bittersüße Freude), als komplexes Kontinuum wieder.

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Der Begriff „Mayday“ leitet sich vom französischen Begriff für „Hilf mir“, „M’aider“, ab, und so sprechen der Titel und der konzeptionelle Rahmen des Albums für mehr als nur ein paar binäre Beziehungen. „There Is No East or West“, ist das erste Solo-Instrumentalstück des Albums, aber die Platte selbst spricht von der Vielzahl, der Freiheit, die Optionen versprechen, und einem lebenslangen Reisen. Auf „Long Way Home“ singt Gendron: „It’s been a long way home / And I’m afraid the fire’s gone / I just wanna be alone / It’s been a long way home.“ Auf dem unheimlichen „Terres brûlées“ gesellt sich Nace zu ihr und sie erzählen ein Lied voller Asche, Blumen, emotionalem Zusammenbruch und verbrannter Erde mit einer ungewöhnlichen Stabilität, die zur dystopischen Stimmung passt.

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Die besten Songs von „Mayday“ sind unruhige und kinetische, lebende Organismen im Wandel. Mit Wurzeln im Traditionellen – „Lully Lullay“ wurde beispielsweise von der Appalachen-Variante des englischen „Coventry Carol“ aus dem 16. Jahrhundert inspiriert – bewegen sich diese Titel auf dem schmalen Grat zwischen dem zutiefst Vertrauten und dem Abstrakten und suggerieren Schlaflieder mit gezackten Kanten. Für „Berceuse“ ist das wörtlicher: Auf Französisch singt Gendron „Geh schlafen, meine Tochter“, bevor uns das verrückte Saxophon ins Surreale zieht. Die Musik hat sicherlich einen äußerst ernsten Ton, aber Myriam Gendron (wie Leonard Cohen) ist in der Lage, ihre Dunkelheit mit einem subtilen, kraftvollen Licht zu erfüllen, das uns daran erinnert, dass selbst die pechschwarzste Nacht nur ein Übergangszustand ist.

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Cover von „Mayday“: Myriam Gendron liegt halb auf einem Sofa, ein melancholisches Lächeln, eingefärbt in kühles Türkis – entspannt, verletzlich, nahbar.