
MARIA SOMERVILLE
LUSTER ist das zweite Album von MARIA SOMERVILLE – und ihr erstes auf dem legendären Label 4AD. Es erinnert stellenweise an die Dream-Pop-Größen Cocteau Twins und This Mortal Coil, die das Londoner Label in den 1980er-Jahren prägten.
Maria Somerville beschrieb ihr Debütalbum „All My People“ (2019) als unterbewussten Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Heimat. Die irische Musikerin schrieb diese Songs – vage Anklänge an düsteren Slowcore, inspiriert von Grouper’s gedämpftem Drone-Pop und den irischen Folk-Balladen, die ihre Onkel in Pubs sangen – während ihres Studiums in Dublin. Doch die ganze Zeit über fühlte sie sich von Connemara angezogen, wo sie geboren und aufgewachsen war und wohin sie 2020 schließlich zurückkehrte. Mit dem Umzug in ein kombiniertes Haus und Studio am Ufer des Lough Corrib gewöhnte sich Somerville an einen ruhigeren Lebensstil, zu dem regelmäßige Spaziergänge durch die windgepeitschte Landschaft und Gespräche mit ihrem Vater gehörten, einem pensionierten Fischer, der sie in die Geheimnisse des Handwerks einweihte, so wie ein bestimmtes Schimmern auf den Felsen Regen ankündigt.
Somerville’s zweites Album, ihr erstes für 4AD, „Luster“, entstand während ihrer Zeit in Connemara und fühlt sich wie ein evolutionärer Sprung an, ähnlich dem der Cocteau Twins zwischen „Blue Bell Knoll“ und „Heaven or Las Vegas“; das erste war schön, das zweite ist erhaben. Durch einen dichten Nebel aus Shoegaze, Post-Punk und Ambient-Elektronik präsentiert Somerville eine Traumwelt, die zugleich mythisch und real ist, eine wilde und uralte Landschaft, in der ihre eigene Gestalt kaum wahrnehmbar ist. Gleichzeitig könnte man es als eine geschickte und umfassende Bestandsaufnahme all dessen betrachten, was „Dream Pop“ umfassen kann – mit einer Linie von Mazzy Star über My Bloody Valentine und Broadcast bis hin zu Julianna Barwick, die sich harmonisch neben die Meisterwerke des Kanons einfügt.
Einfache, aber eindringliche Texte zeugen von einer liebenswerten Neugier auf die Welt: „Sometimes the sky / Invites me to truly be / Myself more than it could actually be“, singt sie auf „Trip“, einer seltsam zirkulären Phrase, die gleichzeitig zaghaft und sicher wirkt. Somerville singt mit gedämpfter Stimme, umgeben von einer kühlen Produktion. Doch bei genauerem Hinhören offenbaren sich diese Songs als ungewöhnlich reich an Textur und Detailreichtum: Harfen funkeln wie zerbrochenes Glas, und weite Breakbeats hallen weit wider, scheinbar durch eine Schlafzimmerwand aufgenommen. Ihr musikalisches Repertoire ist weitreichend: Ein Teil des Reizes von „Luster“ besteht darin, genau genug hinzuhören, um die Spuren von Pop, Hymnen, Trip-Hop und experimenteller elektronischer Musik zu entdecken, die darunter liegen.
„Spring“ beginnt mit Gitarrenklängen, die wie aus einem anderen Raum klingen, und gewinnt dann einen Trip-Hop-Rhythmus und einen Text, der von einer euphorischen Romanze handelt. Der Song besticht durch eine weitläufige, vielschichtige Produktion, die man sich mehrmals anhören muss, um jedes noch so kleine Detail zu entdecken. „Violet“ wirkt nicht ganz so hinreißend, hat aber dennoch einen starken Hook und eine kraftvolle, positive Botschaft („Ich glaube an Leben und Liebe“). Das deutlich niedergeschlagenere „Up“ drückt vor allem Herzschmerz und Einsamkeit aus, klingt aber so schön, dass es nicht deprimierend wirkt. Es geht letztlich darum, zu erkennen, dass eine Trennung eine Chance für Wiedergeburt und Wachstum ist. „Luster“ ist ein gelungenes, berührendes Werk, das durch Selbstreflexion und Vergebung Kraft und Klarheit findet.
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