
MAIA FRIEDMAN
Verträumte Klangpoesie als sanfte Reise in Zwischenwelten von MAIA FRIEDMAN in GOODBYE LONG WINTER SHADOW.
Maia Friedman scheint nicht von dieser Welt. Oder besser gesagt: Sie gehört zu jenen Künstlerinnen, die sich zwischen den Welten bewegen. „Goodbye Long Winter Shadow“ klingt wie ein Echo aus einem vernebelten Tagtraum – nicht linear, sondern schwebend, nicht erklärend, sondern andeutend. Als würde man am frühen Morgen aus dem Fenster schauen und nicht sicher wissen, ob der Nebel draußen oder im eigenen Kopf liegt.
Nach Jahren als Teil von Dirty Projectors und Coco entwirft Friedman hier ihr ganz eigenes Klanguniversum. Es ist durchzogen von Streicherhauchen, sachten Holzbläsern, leise gezupften Gitarren – und ihrer Stimme, die wie ein ferner Windhauch über den Songs liegt. Produziert von Philip Weinrobe und Oliver Hill, entfaltet sich ein orchestrales Kammerpop-Geflecht, das nie aufdrängt, sondern stets einlädt.
Schon das Coverbild: Maia inmitten kahler Äste, still, fast geisterhaft – ein Symbol für das, was war und nicht mehr ist. Der „Long Winter Shadow“ ist dabei nicht nur Jahreszeit, sondern auch innerer Zustand. Doch mit jedem Stück weicht er ein wenig mehr zurück. „Happy“, das Intro, tastet sich mit minimalem Drum-Pattern in diese Welt vor. „New Flowers“ bringt flüchtige Hoffnung, spielt mit Harmonie und Abschied zugleich – fast wie ein Lächeln im Rückspiegel.
Besonders berührend: „Russian Blue“, das mit geflüsterter Melodie Erinnerungen freilegt, die man nie so ganz greifen kann. „Vessel“ gleitet vom leisen Piano zu einem orchestralen Blühen, das eher an einen Sternenhimmel erinnert als an einen Popsong. Und dann ist da „In A Dream It Could Happen“, ein Satz wie ein Albumkonzept – was hier passiert, spielt sich fast ausschließlich in Zwischenräumen ab: zwischen Wachen und Schlafen, Klarheit und Ahnung.
Die Songs wirken wie Fundstücke aus inneren Landschaften, wie Notizen aus einem anderen Bewusstseinszustand. Oft nur ein oder zwei Minuten lang, wie eine Reihe flüchtiger Skizzen – aber jede davon mit Seele. Maia Friedman vertraut auf Reduktion, auf Leere, auf das, was zwischen den Tönen liegt. Es ist Musik für die sanften Momente, für tiefe Atmung, für wintermüde Gedanken, die noch nicht ganz bereit sind, die Augen zu öffnen.
In „Goodbye Long Winter Shadow“ geht es nicht darum, anzukommen. Es geht ums Schweben, ums Träumen, ums Verweilen in einem Zustand zwischen Abschied und Aufbruch. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem Album belohnt, das lange nachklingt – wie ein Gedicht, das man nicht ganz versteht, aber trotzdem spürt.
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