Magdalena Bay – Imaginal Disk

Kategorie: Albums, Synth Pop

KLANGSTART: September 2024

Nostalgische Instrumentierung mildert den Synth-Pop-Rand von IMAGINAL DISK, was den zusätzlichen Vorteil hat, seine sofortige Zeitlosigkeit zu zementieren und der Platte einen kitschigen, psychedelischen, rührseligen Ansatz zu verleihen.

„You are formless, yet you are still you“, schreibt das Synthpop-Duo Magdalena Bay aus Los Angeles in den unheimlichen Korridoren der düsteren Science-Fiction-Website, die ihr zweites Album „Imaginal Disk“ begleitet. Es ist die Art von metaphysischem, techno-spirituellem Weltenbau, die Fans erwarten: Der heutige Alt-Pop ist nichts Neues, wenn es um jenseitige E-Girl-Pantomime und rätselhafte fiktive Websites geht, und Magdalena Bay erweitert ihr mysteriöses Universum. Auf der Platte erhebt die Band ihre Musik zu einem ganzen Film. Das begleitende Bild erzählt die Geschichte von True, gespielt von Sängerin Mica Tenenbaum. Der Geschichte des Albums zufolge haben Außerirdische eine „Imaginal-Disk“ mit Bewusstsein in die Stirn von Affen eingesetzt und so Menschen erschaffen. True’s Körper lehnt das Disk-Upgrade ab und sie muss sich auf eine Reise begeben, um herauszufinden, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. 

Apple Music – Cookies nötig.

All der Aufbau der Welt, die hochkonzeptionellen Handlungsstränge und die ästhetische Handwerkskunst rund um die Platte wären jedoch wenig wert, wenn die Musik selbst nicht den hohen Erwartungen gerecht würde. Glücklicherweise fühlt sich „Imaginal Disk“ an allen Fronten wie eine Evolution an. So stark online und digital die Ästhetik hinter ihrem Debüt war, so sehr war „Mercurial World“ dem Synth-Pop, Disco, Vaporwave und Electropop verpflichtet und fühlte sich aus der Abstammung dieser Genres geboren. Dank des Chairlift-beeinflussten Avant-Pops gibt es eine kunstvolle Note, aber es ist nie prätentiös oder – trotz seiner Science-Fiction-Erzählung – zu sehr mit der Zukunft beschäftigt. Es ist immer noch innovativ, aber während „Mercurial World“ vom modernen Pop inspiriert wurde, vermeidet „Imaginal Disk“ den Einfluss neuer Musik fast vollständig.

„Vampire in the Corner“ untersucht die Beziehung zwischen Liebe und Schmerz und ist ein Paradebeispiel für Tenanbaum’s Gesang, der eine feine Balance zwischen luftig und gedämpft in den Versen und theatralischer Intensität in den Refrains schafft. „Tunnel Vision“, das fünfminütige Herzstück des Albums, ist ein einzigartiger Ausdruck dessen, was Magdalena Bay so gut können. In der ersten Hälfte des Lieds üben sie sich in relativer Zurückhaltung und beginnen mit einem einlullenden Keyboard-Arpeggio, das sich langsam in unser Gehirn einnistet. Doch während der Track an Fahrt gewinnt, bricht der Boden weg und macht einem Rauschen von statischen und losen, unruhigen Schlagzeug-Fills Platz. Und gerade als es sich anfühlt, als würde es auseinanderfallen, taucht der Track kopfüber in ein hämmerndes Synthrock-Epos mit Schichten anschwellender Synthesizer, tuckernder Gitarren und unaufhörlichem Bass und Schlagzeug ein.

Bandcamp-Player – Cookies nötig.

All dies beschwört einen romantischen, pastellfarbenen Retro-Futurismus herauf, in dem die Liebe sowohl geistig als auch virtuell ewig währt. Es hat eine existenzielle Qualität, wie in „Death & Romance“, wo Tenenbaum scheinbar darüber nachdenkt, wie wir Liebe durch Sinnesgedächtnis verarbeiten, und singt: „Monday, through an echo/Feels like heaven/Feels like heartache.“ Mit „Imaginal Disk“ überspannt Magdalena Bay Popwelten und bringt eine maximalistische Tanzclubatmosphäre und eine von Ecstasy durchzogene, brennende Wicker Man-Euphorie zusammen, alles gefiltert durch einen Einwahlcomputertraum der Pop-Zukunft.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.

Cover des Albums Imaginal Disk von Magdalena Bay: Eine junge Frau blickt himmelwärts, während eine silbrig-robotische Hand ihre Stirn berührt – eine surreale, retrofuturistische Vision zwischen Traum und Technologie.


Apple Music – Cookies nötig.