LUCY GOOCH offenbart mit DESERT WINDOW ein meditativ-leuchtendes Klangmosaik zwischen mittelalterlichem Gesang, Ambient-Folk und elektronischer Selbstsuche.
Es beginnt wie ein geisterhaftes Flüstern durch ein altes Mauerwerk: „Like clay in the ground, exile is deep.“ Die ersten Takte des Eröffnungstracks „Like Clay“ fassen nicht nur Lucy Gooch’s Stimme wie weiches Lehm, sondern modellieren bereits das Hauptmotiv ihres Debütalbums – das Spiel zwischen Form und Auflösung, zwischen Körper und Geist. „Desert Window“ ist kein Ort, es ist ein Zustand. Und einer, der sich mit jedem Track ein bisschen weiter entfaltet, auflöst, wieder zusammensetzt.
Lucy Gooch, in England zwischen Kirchengesang, Synthflächen und Folk-Fragmenten groß geworden, ist keine Musikerin im klassischen Sinne. Sie wirkt wie eine Klangsammlerin, die mit jeder Veröffentlichung tiefer in eine selbstgewählte Einsamkeit eintaucht, um dort Stimmen zu finden, die sonst niemand hört. Bereits mit ihren EPs „Rushing“ und „Rain’s Break“ zeichnete sie sakrale, fast körperlose Landschaften. Jetzt geht sie noch einen Schritt weiter – hinein in das Unsichere, Düstere, Persönliche.
„Night Window (Part One & Two)“ ist das Herz dieses Albums: eine sakral-elektronische Dämmerung mit Orgel, Blech, Drones – und einer Stimme, die mal fleht, mal wie aus weiter Ferne ruft. Hier scheint das Cover zur Musik zu sprechen: Ein Gesicht, halb verschmiert, halb vergehend. Vielleicht Lucy selbst, aufgelöst zwischen Geist und Haut. Eine Andeutung von Blick, mehr nicht.
Dann ist da „Keep Pulling Me In“, vielleicht ihr intimstes Stück. „Reflect back to me, come back to me“ haucht sie und alles pulsiert um diesen Satz herum – synthetisch, ja, aber nie kühl. Im Gegenteil: Diese Musik atmet, zittert, verliert sich – und wird trotzdem nie beliebig. Was „Desert Window“ besonders macht, ist nicht nur das Nebeneinander von Elektronik und Folk. Es ist Gooch’s Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen – klanglich, lyrisch, emotional. „Clouds“ bringt diese Offenheit mit zarten Trompetenlinien auf den Punkt:
„You are existing between clouds you know you…“. Zwischen Himmel und Erde, zwischen Jetzt und Vielleicht. Wer sich darauf einlässt, wird nicht belohnt im klassischen Sinne. Denn Gooch gibt nichts preis – sie lässt hören. Und vielleicht ist genau das die Magie dieses Albums: Es fordert, aber es zwingt nicht. Es ist da – wie ein Fenster in die Wüste.
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