LITTLE SIMZ überwindet Verrat und Selbstzweifel mit LOTUS, einem introspektiven HipHop-Manifest voll cineastischem Sound, ehrlicher Wut und schwebender Wiedergeburt.
Zwischen Schatten und Strahlen, irgendwo in der Schwebe zwischen Wut und Würde, erhebt sich „Lotus“ – das sechste Studioalbum von Little Simz – wie eine Blume aus Schlamm. Schwarz-weiß gehalten, einsam im Nebel, ziert eine einzelne Lotusblüte das Cover – ein Motiv, das nicht nur den Titel, sondern auch das narrative Rückgrat dieses Albums bildet. Die Künstlerin, die sich in den letzten Jahren vom UK-Underdog zur leuchtenden Stimme feministischen Storytellings entwickelt hat, rechnet nun ab: mit der Industrie, mit der Vergangenheit – und mit sich selbst.
Simbiatu Ajikawo, vielen besser bekannt als Little Simz, hat in den letzten Jahren eine atemberaubende Karriere hingelegt – „Grey Area“, „Sometimes I Might Be Introvert“, „No Thank You“ – allesamt Alben, die Kritikerherzen höher schlagen ließen. Doch Lotus ist anders. Persönlicher. Roh. Und gerade dadurch hypnotisch. Es beginnt mit dem cineastischen, bedrohlich klirrenden „Thief“ – einer düsteren Eröffnung, in der Simz zischelt: „That’s what abusers do / Make you think you’re crazy“. Die Zeile trifft wie ein Dolch. Und sie zieht sich wie ein Riss durch die gesamte LP.
Was folgt, ist ein zutiefst menschliches Aufbegehren – zwischen Post-Punk-Vibes („Flood“), funkiger Selbsterhebung („Enough“) und jazzigen Melancholien („Only“). Auf „Lion“ prallen Obongjayars quirliges Timbre und Simz’ scharfe Strophen aufeinander wie Funkenregen – während „Young“ ihr erlaubt, mit Humor durchzublitzen, wenn sie reiche Kids mit posher BBC-Stimme karikiert. Doch die Leichtigkeit ist trügerisch. Denn spätestens in „Lonely“ und „Blue“, unterstützt von Sampha, spürt man: Hier ringt jemand nicht mit Eitelkeit, sondern mit Existenz.
Das Schöne: Simz baut sich ihr Fundament neu. Ohne langjährigen Produzenten Inflo, mit frischer Energie von Miles Clinton James und einer Armada an Kollaborateur:innen, die ihr keine Show stehlen, sondern sie spiegeln. „Lotus“ ist dabei weniger Wiedergeburt als radikale Selbstannahme – und wirkt wie ein HipHop-Manifest über innere Unruhe und äußere Stärke.
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