LAUFEY
A Matter of Time

KLANGPROFIL: melancholisch LABEL: Vingolf Records / Sony Music Entertainment KLANGSTART: August 2025

LAUFEY erzählt auf A MATTER OF TIME vom Lieben, Verlieren und der Kunst, aus schmerzhaften Wahrheiten funkelnde Pop-Momente zwischen Jazz und Orchester zu formen.

Laufey Lín Bing Jónsdóttir hat in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen Weg zurückgelegt: vom TikTok-Phänomen zur Grammy-Gewinnerin, vom Indie-Geheimtipp zur meistgestreamten Jazz-Debütantin ihrer Generation. Mit ihrem dritten Album „A Matter of Time“ verlässt sie endgültig das enge Etikett des „Jazz-Wunderkinds“ und tritt als eigenständige Songwriterin hervor, die die großen Formen des Golden Age Hollywoods ebenso mühelos beherrscht wie die ironische Sprache ihrer Generation. Schon das Cover deutet an, worum es geht: eine junge Frau, halb schwebend, halb gefangen, vor der Uhr als alles überlagerndem Symbol. Zeit wird hier zur Bühne, auf der sich Liebe, Ernüchterung und Selbstbehauptung abspielen.

Apple Music – Cookies nötig.

Der Auftakt „Clockwork“ zieht hinein wie eine Miniatur aus einem alten MGM-Musical. „Nothing brings me fear like meeting with my destiny“, singt Laufey und im gleichen Moment schwingt die Ambivalenz mit, die das gesamte Album trägt. Die Arrangements sind glamourös, voller Streicher, Chor-Einwürfe und jazzigem Schlagzeug, doch die Texte sprechen von Nervosität, Unsicherheit, Tinder-Realität. „Snow White“ wird zum bittersten Moment, wenn Laufey den gesellschaftlichen Druck auf weibliche Körper in einer fast atemlosen Direktheit beschreibt: „A woman’s best currency’s her body, not her brain.“ Es ist diese Schonungslosigkeit, die dem Album seinen Ernst gibt, selbst wenn die Musik scheinbar schwerelos dahingleitet.

Gleichzeitig zeigt sie sich spielerisch. „Lover Girl“ flirtet mit Bossa-Nova-Anklängen, kokettiert mit ihrer eigenen Verletzlichkeit und erklärt es doch zur „curse to be a lover girl“. In „Tough Luck“ wechselt die Perspektive: scharfer Spott auf den toxischen Ex, verpackt in ein sarkastisches, fast swingendes Arrangement. Aaron Dessner bringt in Songs wie „Castle in Hollywood“ und „A Cautionary Tale“ neue Nuancen hinein, die Laufey zwischen ironischem Gestus und ernstem Geständnis balancieren lassen. Am Ende steht „Sabotage“ – ein Aufruhr aus Streichern und Chor, das abrupt abbricht, als würde die Zeit selbst ein Messer ziehen.

So ist „A Matter of Time“ ein Album voller Maskenspiele und ehrlicher Geständnisse zugleich. Es zeigt eine 26-Jährige, die ihre eigene Rolle zwischen Retro-Glanz und Gegenwarts-Realität neu definiert. Laufey klingt mal wie Julie London, mal wie eine Chronistin der Dating-Gegenwart. Vor allem aber zeigt sie, dass aus den Spannungen zwischen Schönheit und Bruchlinien eine unverwechselbare Stimme entsteht, die weit über nostalgische Retro-Spielerei hinausgeht.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.

Albumcover von Laufey – A Matter of Time mit großem Ziffernblatt und schwebender Figur in blauem Licht.


Apple Music – Cookies nötig.


Die Songs tragen einen Schleier aus Eleganz, doch darunter liegt eine Schwere, die nicht zu überhören ist. Jede Melodie scheint von Erinnerungen beschattet, von Selbstzweifeln und den kleinen Grausamkeiten, die Beziehungen hinterlassen. In „Snow White“ klingt die Stimme so verletzlich, dass die Streicher wie Spiegel wirken, die Risse vergrößern. Auch wenn „Lover Girl“ tänzerisch wirkt, bleibt das Gefühl, dass Leichtigkeit immer nur geliehen ist. Die Uhr auf dem Cover steht nicht für Stillstand, sondern für den Druck der vergehenden Zeit – ein melancholisches Mahnmal.
melancholisch