Im Grunde musste man lange darauf warten, wobei es eigentlich schon des Längeren mehr als absehbar erschien: Das Solodebüt des Kele Okereke. Seines Zeichen Sänger von Bloc Party nutzt die Zeit, um ohne Band das Glück zu suchen. Er gehört zu den einflussreichsten Gitarren-Bands der letzten zehn Jahre, veröffentlichte mit Bloc Party drei Studioplatten und gemeinsam beschlossen Sie nun erstmal, eine Pause einzulegen, um den eigenen elektronischen Visionen zu folgen. Gitarrist Russell Lissack ist derzeit mit Ash auf Tour und veröffentlichte mit Milena Mepris das (elektronische) Debütalbum ‚ Pin Me Down ‚ auf Animalized Music. Doch schwenken wir zurück zum Mittelpunkt der Kritik: ‚ The Boxer ‚ von Kele Okereke. Elf Tracks sind es schlussendlich geworden, produziert von XXXChange auf Glassnote Records verspricht bereits der Opener ‚ Walk Tall ‚ eine schweißtreibende Odysee durch einen elektronischen Akt der Konvergenz.
Vergleiche mit Bloc Party sind hier übrigens hinfällig, denn Kele presste seine Ideen in wirklich sehr eigenständiger Art und Weise auf Vinyl, verführt damit den Hörer in das Abenteuer elektronischer Schwingungen und findet am Ende für jeden die passende Umarmung. Was dagegen nicht verändert wurde, war die Beibehaltung der erdigen und persönlichen Lyrics von Kele. Dazu gesellen sich herzhafte Stücke wie ‚ New Rules ‚ mit Anleihen zu Björk oder der krachende Tribut-Song ‚ Rise ‚ an die Chemical Brothers. Wie ein Diva taucht der zweite Track ‚ On The Lam ‚ aus dem Schatten auf, erzeugt dystopische Zukunftsperspektiven und das Bild einer Frau, ausgelöst durch die hohe Stimme von Okereke selbst. Auf dem dunkleren Rand des Spektrums liegt dagegen ‚ Other Side ‚ mit stotternden Beats und einer kraftvollen Gitarre. Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle das vertraut klingende ‚ Unholy Thoughts ‚, welches auch die logische Fortsetzung zu ‚ Hunting For Witches ‚, aus dem Bloc Party Album ‚ A Weekend In The City ‚, sein könnte.
Doch nach dem Ende bleibt die Erkenntnis im Raume stehen: ‚ Walk Tall ‚ betritt den Kampfring mit der meisten Aggression. Danach wurden die ersten kräftigen Schläge ausgeteilt und der Sieg eine vorprogrammierte Angelegenheit. Und trotzdem gelingt Ihm mit ‚ The Boxer ‚ ein beachtliches Solo-Debüt, bei dem natürlich auch Produzent XXXChange mal wieder sein feines Fingerspitzengefühl unter Beweis stellen konnte. Das Album funktioniert damit tadellos, klingt verführerisch, schleichend, ist gespickt mit latenten Gift und bleibt letzten Endes der reaktionäre Punkt der unausgesprochenen Respektlosigkeit.
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