Kasabian – Velociraptor!

Indie Rock, VÖ: September 2011

„It’s been 15 or 16 years since the last truly classic album, but I think we’ve done it,“ erzählt Serge Pizzorno über das neue Album ‚ Velociraptor! ‚ und präsentiert damit exakt die optimistische Prahlerei, welche zusammen mit den ungehobelten Interviews und der versoffenen Bandhaltung, Kasabian zu Oasis aus Leicestershire machen lässt. Dies ist bedauerlich, da ihre eigentliche Musik schon immer viel interessanter und vielseitig war. Alleine ‚ The West Ryder Pauper Lunatic Asylum ‚ ist das beste Album Ihrer bisherigen Karriere und so schien es nicht verwunderlich, dass auch die erste Single ‚ Days Are Forgotten ‚ nicht nur an die letzte Platte anknüpft, nein Sie klaut sich auch Elemente aus dem damaligen Hit ‚ Club Foot ‚ vom gleichnamigen Album im Jahr 2004. Sind Kasabian die Ideen ausgegangen? ‚ Days Are Forgotten ‚ überzeugt zwar durch seinen dreckigen Delta-Blues-Riff, den charakteristischen Vocals und dem aufheizenden Stadtion-Refrain – doch wirklich originell ist der Aufbau nicht. Dafür sollten Festivalgänger in jedem Fall die Zeilen, „Velociraptor / He gonna find ya / He gonna kill ya / He gonna eat ya“, lernen, denn diese wird man sicherlich oft in den kommenden Jahren hören.

‚ Goodbye Kiss ‚ ist eine angenehme, aber unauffällig Nummer und klingt wie ein unveröffentlichtes Stück aus ‚ Submarine: Original Songs from the Film ‚ von Alex Turner. ‚ La Fee ‚ ist eine nickende und zugleich wehmütige Ballade und lässt die Band in Zurückhaltung üben. Man erkennt mit den ersten drei Tracks das Gewicht und die Konzentration für ausgereifte Melodien. ‚ Velociraptor! ‚ ist vieles zwischen den Beatles und Oasis, versehen mit 60er Jahre Retro-Harmonien, die ohne Weiteres sich dermaßen schnell auf der Platte verbreiten, man kann schon fast die zukünftigen schwarz-weiß Videos einer einheitlich gekleideten Band sehen, mit Pilzkopf Frisuren (mop-top) und dem berühmten Liverpooler Dialekt. Zum Glück zeigt das Quartett wieder psychedelische Neigungen, die Songs finden einen größeren Zusammenhalt untereinander und in der Gesamtheit begegnen uns noch ausschmückende Elemente des Eastern. Ist gerade Omar Sharif durch’s Bild geritten? Wie üblich sind die Ergebnisse gemischt und so folgt mit ‚ Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm) ein schräges und stampfendes arabisches 6 Minuten Herzstück – wahrscheinlich das Umstrittenste.

Synth-Linien bestimmen das nächste Stück ‚ I Hear Voices ‚, welches ansonsten recht flach und mit einer gewissen Gleichgültigkeit seinen Weg durch die Boxen sucht. Kasabian sind mit ‚ Velociraptor! wieder die Single-Band geworden. Denn wenn ihre vierte LP mit dem markanten riesigen Gong und einigen Trompeten eröffnet, ist es schwer zu glauben, dass sich viel in der Welt von Kasabian geändert hat. Und so verbleiben der Titelsong und ‚ Re-wired ‚ als bekräftigende und aufmüpfige Elektro-Rock-Hymnen in der einsamen Prärie, während ‚ Neon Neon ‚ eine wunderschön existentielle Betrachtung auf den Lauf der Dinge ist. Ja es ist ein hallender Dauerbrenner, analoge elektronische Elemente verflechten sich mit akustischen Gitarren, seufzte Saiten und eine gedämpfte, traurige Melodie versüßen damit einen würdigen Abschluss einer Platte, die uns zu ein paar verschiedenen Destinationen führte – mehr als wir erwartet haben, doch letztlich geht es um die gleiche Antwort – die Uneinigkeit aus den vorherigen Platten auszubügeln. Uns so dürfte am Ende die Redewendung, „Je mehr die Dinge sich ändern, desto mehr bleiben sie gleich“, die optimale Beschreibung für ‚ Velociraptor! ‚ sein…

6.4