HAIM melden sich zurück mit einem trotzigen, verletzlichen und retrofuturistischen Album über Loslassen, Sehnsucht und Sisterhood, das zwischen Shoegaze, Breakbeat und Country-Pop seine Mitte sucht.
Sie standen immer zusammen – die HAIM-Schwestern. Durch jede Tour, jeden Liebeskummer, jedes Interview. Doch „I Quit“, ihr viertes Studioalbum, fühlt sich anders an. Intimer. Radikaler. Und doch voller Witz. Es beginnt mit einer Geste, die sich nicht mehr erklären will: Danielle singt in „Gone“ fast beiläufig, „You packed my shit – but it’s nothing I needed“. Darauf folgt ein Refrain, der sich mit einem George-Michael-Sample erhebt, als müsste man sich selbst aus dem Grab der Abhängigkeit ziehen. Es ist mehr als ein Trennungsalbum. Es ist der Sound eines kollektiven Aufbruchs.
Man spürt: Die HAIM’s sind zum ersten Mal seit der Highschool alle gleichzeitig Single – das allein wäre noch kein Album wert. Aber sie nutzen diese Leerstelle, um in „Relationships“, „Down To Be Wrong“ oder dem zärtlich resignierten „The Farm“ ihre eigene Geschichte zu erzählen. Ohne Ariel Rechtshaid am Mischpult, aber mit Rostam Batmanglij als Ko-Produzent, klingt alles etwas rougher, direkter – mehr nach Proberaum, weniger nach Popmanufaktur. Und doch durchzieht „I Quit“ eine bewusst kuratierte Vielfalt, von Shoegaze über 90s-Pop bis hin zu Country-Balladen und Disco-Infusionen.
In „All Over Me“ und „Million Years“ blitzt eine neue Lust auf Körperlichkeit auf, in „Lucky Stars“ oder „Cry“ hingegen die bittere Süße der Erinnerung. Es ist ein Album, das weiß: Auch wer loslässt, muss nicht immer stark sein. Und das Cover – eine Frau in Pailletten vor einem Neon-Schild mit der Aufschrift „I Quit“ – bringt es auf den Punkt: Rückzug ist nicht Flucht, sondern ein Statement. Wer so geht, hat sich entschieden.
„I Quit“ ist kein makelloses Werk – dafür ist es zu suchend, zu sprunghaft, zu ehrlich. Aber es ist ein notwendiges Kapitel in HAIM’s Laufbahn. Ein musikalischer Zwischenzustand zwischen Abschied und Neuanfang, in dem die Band ihre größten Stärken zeigt: ihre Unmittelbarkeit, ihr Gespür für Melodie – und ihre unerschütterliche Schwesterlichkeit.
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