Girlpool – Before The World Was Big

Rock, VÖ: Juni 2015

Wer auf schrägen DIY-Sound steht, hat sicherlich im vergangenen Jahr u.a. der selbst betitelte EP des in Philadelphia ansässigen Duos Girlpool gelauscht. Es waren herrlich schräge Klänge, sparsam instrumentierte, introspektive Punk-Songs mit ehrlichen, doch kraftvollen Texten über das Erwachsenwerden, Freundschaften und Existenzängste. Nun ist das Debüt erschienen und darauf wollen Cleo Tucker (Gitarre) und Harmony Tividad (Bass) die ganze Welt für sich. Paradoxe Gefühle zwischen Kindheit und der Freiheit des Erwachsenen. “Walked around the neighborhood/ One hundred one million billion trillion times.” Girlpool haben ein unbestreitbares Talent zum Texteschreiben. „Put me on a food stamp and a Hallmark card, tranquillise me with your ideal world“, so das Verlangen; „I was taught what to believe, now I’m only certain that no one is free“.

Ihre ineinandergreifenden und oft chaotisch Gitarrenlinien imitieren die Unsicherheiten und beunruhigenden Aspekte des Erwachsenwerdens. Es ist kein wütendes Debütalbum (ohne Schlagzeuger auch schwer umsetzbar), aber die herrlichen Lo-Fi-Wiegenlied-Riffs und bissigen Texte kreiren anderweitige Gefühle. Kindliche Nostalgie erwartet uns in ‚ Before The World Was Big ‚, eine knifflige Freundschaft in ‚ Emily ‚ und die Frage „Do you feel restless when you realize you’re alive?” während ‚ Chinatown ‚. Ihr Debüt entstand kurz nach dem Umzug von Ihrer Heimatstadt Los Angeles nach Philadelphia. Ihre Songs lassen uns die unmittelbare Entwurzelung spüren, jedoch ebenso die rundherum neue Welt, über die Cleo Tucker und Harmony Tividad mit zahlreichen Figuren liebevoll erzählen. Ein bisschen frühe Tegan And Sara treffen auf junge Liz Phair mit einer Prise Team Dresch. Großartig.

8.1