GINA BIRCH tanzt mit der Faust im Samt: Warum das neue Album TROUBLE ein mutiges Manifest feministischer Kunst ist und dabei die Grenzen zwischen Post-Punk, Performance und Psychedelia auflöst.
Gina Birch war nie leise. Als Mitbegründerin von The Raincoats hat sie bereits in den späten 70ern gezeigt, dass weibliche Kreativität kein „Vielleicht“ kennt, sondern ein donnerndes „Jetzt erst recht“. Mit „Trouble“ (Third Man Records) liefert sie nun im Alter von 69 ein zweites Soloalbum, das alles ist – außer bequem. Das Cover? Eine expressive Malerei, bei der eine weibliche Figur in einer flammend roten Fläche liegt – wehrlos oder siegreich, je nachdem, wie man hinsieht. Genau dieser Zwischenzustand zieht sich durch das ganze Album: ein Tanz auf dem Vulkan zwischen Verzweiflung und Triumph, Schmerz und Provokation.
Schon im eröffnenden Track „I Thought I’d Live Forever“ erzählt Birch in brüchiger Stimme vom Altern: „I can’t hear the whispers, I can’t hear the cutting“. Es ist ein Abgesang auf Unsterblichkeitsfantasien – doch in jeder Silbe steckt ein trotziges „Ich bin noch da“. Und wie. Spätestens mit „Causing Trouble Again“ sprengt sie alle Konventionen: „It’s not a game, it’s my life. They’re not your rules, it’s our rights“ – begleitet von einer Liste feministischer Ikonen und einem Beat, der wie ein aufgebrachter Herzschlag klingt.
Songs wie „Doom Monger“ oder „Keep To The Left“ verbinden Dub, Electro, und schräg verzerrte Vocals zu einer seltsam beschwingten Dystopie. In „Don’t Fight Your Friends“ fleht sie: „There’s so many things to be mad about – don’t fight your friends“, eine glitzernde Mahnung in Zeiten digitaler Grabenkämpfe. Zwischen alldem steht „Cello Song“ wie eine ruhige Insel, getragen von Streichern und Gänsehaut. Ja, die Stimme ist schroff, manchmal anstrengend – aber auch ehrlich, roh und frei von Eitelkeit.
Birch ist keine Sängerin, die gefallen will. Sie ist eine Erzählerin, eine Aktivistin, eine Künstlerin, die lieber kratzt als streichelt. „Train Platform“, das finale Spoken-Word-Stück, ist ein cineastisches Schlussbild voller Dunkelheit – eine Frau allein mit ihren Gedanken zwischen Gleisen und Geistern.
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