Irgendwie bleiben für mich die Stücke von Konstantin Gropper immer diese kleinen, nebulösen Gebirgsbäche inmitten wuchtiger Bergketten. Kalte Luft zwirbelt von dem kalten Wasser nach oben, welches sich den Weg als ganz großes Drama, lärmend durch die Schluchten sucht. Get Well Soon beugt sich dabei jedes Mal mit Geigen, Samples und ein wenig Elektronik vom Himmel herab und auch wenn laut Gropper, das Album (oder zumindest einige Songs) von dem verzweifelten Versuch handelt,“kein Album über den Weltuntergang zu machen“, ist ihm das einmal mehr nur nur zur Hälfte geglückt. Denn auch diese kleinen Gebirgsbäche sind nur der innere Kern einer pompösen Aufwartung, die anspruchsvollste Pop-Musik verspricht, sich daran hält und auch bei dem neuen Werk ‚ The Scarlet Beast O‘Seven Heads ‚ keine Ausnahme macht.
Und hatten einige mit dem Debüt ‚ Rest Now Weary Head You Will Get Well Soon ‚ noch so Ihre Probleme, als offene Arme und ein aufrichtiger Pathos die Melodien in die Breite trieben, so hat man sich vier Jahre später an die Musik des jungen Mannes gewöhnt, der von der lauten Metropole Berlin wieder nach Mannheim zog, um sich im Schutze der Einöde auf das zu besinnen, was er am besten kann: Musik komponieren und produzieren. ‚ Let Me Check My Mayan Calendar ‚ ist dann der verzauberte Steigerungslauf in diese pompöse und blümeranten Welten von Konstantin Gropper und mit ‚ The Last Days Of Rome ‚ folgt eine komplexe Anti-Zynismus-Hymne. Es ist eine wunderbare Abhandlung über die Post-No-Future-Generation, dazu gibt es ein schepperndes Trommeln und nostalgische Gefühle im Stil des Easy-Listening.
Ebenfalls brillant die vierte Nummer ‚ The Kids Today ‚ mit der einbrechenden Dramatik im letzten Drittel. Weltschmerz, Erinnerungen an die 60er Jahre, luftleere Räume, aufrichtige Kunst, eitle Selbstdarstellung – und das immer ganz groß. Get Well Soon kann es sich erlauben, denn diese märchenhafte Musik ist wunderschön, diese sommerlich, schwingenden Melodien zeigen zugleich eine neue Seite und trotzdem bleibt es schlussendlich ein hinterhältig kalkuliertes Ablenkungsmanöver, wenn man als Hörer inhaltlich durch düstere und tiefe Täler getrieben wird. Der heimliche Höhepunkt auf ‚ The Scarlet Beast O‘Seven Heads ‚ ist ohne Zweifel das Stück ‚ Oh My! Good Heart ‚ mit seiner stillen verführerischen Art, dem idyllischen Bewusstsein, den eindringlichen Trompeten, den zerfahrenen Rhythmen und einer verlassenen Mundharmonika, die sich mit großer Emotionalität auf der unendlichen Suche nach Seelenruhe und Gelassenheit befindet.
Konstantin Gropper und seine Band werden diese Platte im Herbst gewohnt imposant und mit all ihrer Wucht auf die europäischen Bühnen bringen. Doch auch in diesem Moment arbeitet der Mann schon wieder an einem Singspiel für das Frankfurter Staatstheater. Und an einem Song für einen Filmabspann. Ein Arbeitstier und ein Sympathieträger, der mit unerschütterlicher künstlerischer Hingabe seine Stücke zur permanenten Perfektion antreibt.
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