GOODBYE SMALL HEAD von EZRA FURMAN ist ein wütend zärtlicher Soundtrack für den Kontrollverlust.
Ezra Furman verabschiedet sich auf „Goodbye Small Head“ von jeder Form der Kontrolle. Statt Halt zu suchen, taumelt sie durch zwölf Songs mitten hinein ins Chaos – mit aufgerissenen Augen, aufgewühltem Herzen und einer Stimme, die glüht vor innerem Aufruhr. Und gerade deshalb ist dieses Album so notwendig. Denn Furman, deren Werk stets zwischen Rebellion und Empathie oszillierte, durchlebt hier einen Bruch. Während sie auf früheren Alben wie „Transangelic Exodus“ noch eine gemeinschaftliche Flucht ins queere Utopia propagierte, ist sie jetzt allein.
Nicht schwach, sondern verwundet. Der Titeltrack existiert nicht – aber die Idee davon schwebt wie ein Mantra über dem gesamten Werk: Abschied vom alten Selbst, das sich anpassen wollte. Willkommen im Fieberzustand einer neuen Wahrheit. Schon der Einstieg mit „Grand Mal“ – benannt nach einem alten Begriff für epileptische Anfälle – lässt einen schwindeln. Mit Samples, verwaschenen Streichern und einer zittrigen Anmut beginnt das Album als eine Art meditativer Zusammenbruch. Doch in „Jump Out“ eskaliert alles: ein akustischer Panikanfall, aufgeladen mit Garage-Rock, Streichern und Furmans brüchigem Schrei:
„Stop the car now!“ Die Bedrohung ist real. Die Welt draußen tobt – und Furman fährt mitten hindurch. Und dann ist da dieses Cover – das Album-Artwork, das Furman in einem weiß glimmenden Nachthemd zeigt, sitzend auf einer nackten Matratze, beleuchtet von einem kalten Licht links und einem warmen rechts. Es ist ein Moment der Stille vor dem inneren Sturm. Der Ausdruck: entschlossen, verletzt, sehnsüchtig. Dieser visuelle Kontrast – wie auch das Spiel aus Licht und Schatten – zieht sich durch das gesamte Album.
Songs wie „Submission“ oder „You Hurt Me, I Hate You“ dokumentieren einen Kampf mit Systemen, Erwartungen, sich selbst. Und doch ist da Hoffnung. Die Coverversion „I Need The Angel“ am Ende wirkt wie ein verzweifelter Gebetsschrei – nach Erlösung, nach Zärtlichkeit in einer Welt, die hart geworden ist. Furman schafft mit „Goodbye Small Head“ ein zutiefst filmisches Album: Orchestral Emo? Post-Punk mit Streicher? Verzweiflungs-Hymnen im Retrofilter? Vielleicht. Aber vor allem ist es Musik für Nächte, in denen man nicht schlafen kann, weil die Gedanken zu laut sind.
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