
DERADOORIAN
READY FOR HEAVEN ist kein leicht verdauliches Pop-Album, sondern ein Werk, das fordert und belohnt. Es ist ein Soundtrack für eine Welt im Umbruch, der sowohl musikalisch als auch thematisch den Finger in die Wunde legt.
Angel Deradoorian, einstige Bassistin der Dirty Projectors, hat sich längst von der Rolle der Sidekick-Avantgardistin emanzipiert. Mit Soloarbeiten wie „The Expanding Flower Planet“ (2015), „Eternal Recurrence“ (2017) und „Find the Sun“ (2020) hat sie sich als eigenständige Künstlerin etabliert. Zwischendurch gründete sie mit Kate NV das Projekt Decisive Pink und veröffentlichte 2023 das Album „Ticket to Fame“. Nun kehrt sie mit „Ready for Heaven“ zurück – einem Album, das nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch neue Wege beschreitet. Das Cover von „Ready for Heaven“ zeigt Deradoorian in einer schwebenden Pose, eingefroren zwischen Aufstieg und Fall. Die Bildsprache ist minimalistisch, fast klinisch, und doch voller Spannung – ein visuelles Pendant zur Musik, die zwischen Hoffnung und Dystopie oszilliert. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch im Sound wider: Das Album vereint Elemente aus Art-Pop, Post-Punk, Krautrock und Dub zu einem vielschichtigen Klangbild.
Deradoorian hat das Album gemeinsam mit Sonny DiPerri produziert und dabei Unterstützung von Musikern wie dem Saxophonisten Patrick Shiroishi und dem Schlagzeuger Dylan Fujioka erhalten. In einem Statement beschreibt sie das Album als Auseinandersetzung mit dem mentalen Kampf und als dezidiert antikapitalistisch: „Dieses Album handelt teilweise davon, der Erosion der Menschheit zuzusehen. Es geht um mentale Kämpfe und ist ausdrücklich antikapitalistisch.“ Das Album eröffnet mit „Storm in My Brain“, einem Track, der mit Basslinien und flirrenden Gitarren eine innere Unruhe vertont. „Any Other World“ kombiniert knisternde Synth-Arpeggios mit aufsteigenden Klavierläufen und schafft eine subtile Tanznummer mit dramatischer Tiefe. „No No Yes Yes“ zeigt Deradoorian’s Affinität zu ZE Records und mischt minimalistische Strukturen mit dissonanten Flötenklängen.
„Digital Gravestone“ ist ein absteigender Chiller mit filmischer Anziehungskraft, verstärkt durch ein skronkiges Saxophonsolo. „Set Me Free“ glänzt mit psychedelischem Glanz und barocken Elementen, die eine transportive Leichtigkeit erzeugen. „Golden Teachers“ bietet eine hektische Nummer mit nervöser Energie. „Purgatory of Consciousness“ taucht in düstere Instrumentals ein, die die gesellschaftliche Zerrissenheit thematisieren. „Reigning Down“ flirtet mit NRG-Disco-Elementen, ohne vollständig abzuheben. Das abschließende „Hell Island“ entführt in eine rauchige Jazz-Lounge mit tranceartigen Percussion-Elementen und schließt das Album mit einer Note von Lynch’scher Intrige ab. Deradoorian gelingt es, komplexe Themen wie mentale Gesundheit und Kapitalismuskritik in ein vielschichtiges Klangbild zu übersetzen, das sowohl verstört als auch fasziniert. Ein Album, das in seiner Ambivalenz und Tiefe lange nachhallt.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
