Wie ein spärlich bekleidetes Ungeheuer aus dem Amazonas ist die vierköpfige Band CUMGIRL8 aus Manhattan aus ihrem Urschleim aufgetaucht und in beeindruckender Farbe mit der mit Spannung erwarteten Ankündigung neuer Musik wiederauferstanden.
cumgirl8, so die Überlieferung, lernten sich vor 8000 Jahren in einem Sexchat in einem anderen Metaversum kennen. In einer Serie von drei EPs hat die vierköpfige Band aus Manhattan ihre Geburt („Cumgirl8“), ihren Tod („RIPCumgirl8“) und ihr Leben nach dem Tod („Phantasea Pharm“) nachgezeichnet. Ihr Debütalbum („The 8th Cumming“) erzählt von ihrer Wiederauferstehung und präsentiert eine erfrischend feministische und futuristische Interpretation von Post-Punk. Obwohl das Genre oft für seine Männlichkeit und seine Beschäftigung mit der Vergangenheit kritisiert wird, schwebt „the 8th cumming“ auf verlockende Weise zwischen Widersprüchen: dem Virtuellen und dem Realen, dem Sinnlichen und dem Didaktischen, der Vergangenheit und der Zukunft.
Wörter wie „Authentizität“ und „Erkennbarkeit“ werden in der modernen Musiksprache vielleicht ständig herumgeworfen, aber um ehrlich zu sein, brauchen wir nicht weiter als bis „uti“ zu schauen: das bescheuerte Herzstück der neuesten Veröffentlichung von cumgirl8. Zwischen wiederholten Gesängen von „fml“ und „ow“ entsteht diese Art von zappeliger, unangenehmer Atmosphäre, die uns solidarisch zusammenzucken lässt. Vergessen wir Taylor Swift, dies ist der schmerzhafte Klang der echten weiblichen Erfahrung. Wenig überraschend für eine Gruppe, deren gesamtes Branding auf sexpositivem Verarschen beruht, ist auch der Rest von „the 8th cumming“ kaum Futter für das Radio.
cumgirl8 sind am stärksten, wenn sie rhythmische Verspieltheit annehmen und Tracks produzieren, die ebenso tanzbar wie politisch scharfsinnig sind. Das Album-Highlight „mercy“ ist ein New Wave-Stück über Sexting, das in einen melodramatischen Refrain übergeht, der einen digitalen Liebhaber dazu auffordert, „come undone with me, be one with me“. Hier werden zuckersüße Gesänge von einer gewichtigen Rhythmusgruppe angetrieben, die die Entfremdung und Frustration veranschaulicht, die oft an der Schnittstelle zwischen dem Kybernetischen und dem Sinnlichen liegt. In der aktuellen Musiklandschaft stechen cumgirl8 als erfrischende Kraft des grenzüberschreitenden Experimentierens hervor.
In einer Zeit, in der sich selbst alternative und Underground-Musik steril anfühlen kann, bleiben sie aufregend unberechenbar. Obwohl ihre Musik im Jahr 2024 niemanden schockieren sollte, ist es ein wichtiges Zeichen der Zeit, dass the 8th cumming für manche immer noch die Fähigkeit haben könnten, gewagt oder rebellisch zu wirken. Es sollte ziemlich normal und gesund sein, diese Dinge im 21. Jahrhundert auszusprechen. Sie sind zu Recht kompromisslos und im künstlerischsten und kreativsten Sinne befreiend, und das ist genau das, was wir brauchen.
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