CocoRosie – Put The Shine On

FolkIndie Rock, VÖ: März 2020

Während des größten Teils ihrer 16-jährigen musikalischen Karriere als CocoRosie haben die Schwestern Bianca und Sierra Casady versucht, die komplizierte Kindheitsgeschichte, die sie teilen, zu entwirren. Sie wurden in Iowa und Hawaii von einem zwanghaft nomadischen Paar geboren und verbrachten viele ihrer frühen Sommer in Reservaten der Ureinwohner, während ihre Eltern in Peyote-Kreisen saßen. Nach einem Jahrzehnt der Entfremdung kamen die Schwestern als junge Erwachsene in Frankreich wieder zusammen und begannen, über eine ungewöhnliche Mischung aus verdrehtem Freak-Folk und Lo-Fi-Hip-Hop über ihre ungewöhnlichen Familienerinnerungen nachzudenken. Das erste Album der Casady-Schwestern seit fünf Jahren markiert auch eine Rückkehr zu ihren maximalistischen Tendenzen, die sich auf Drumcomputern, kitschigen Synthesizern und Nu-Metal-Gitarren stapeln.

Ihr siebtes Album verarbeitet weiterhin Familientraumata, ist aber einprägsamer und strukturierter als die vorangegangen Bemühungen. „Restless“ würdigt ihre Mutter, die während der Aufnahme des Albums gestorben ist, mit flottem Klavier, verzerrter Gitarre und schimmernden Synths, während „Burning Down the House“ kein Talking Heads-Cover ist, sondern ein dunkler Trip-Hop-Genuss, der Akkordeon und Akzente mit der Harfe inmitten rasselnder Percussions setzt. „Mercy“ ist ein anachronistischer Rap, der von Saxophon, einem Spieluhrklavier und Synthesizer perfekt arrangiert wird. Viele Tracks, wie „High Road“ mit seinen dunklen, märchenhaften Bildern, krächzenden Krähen und dahinjagenden Beats, fühlen sich wie eine bewusste Rückkehr zu den Kern-Eigenheiten der Schwestern an. 

Die Stimmen von Bianca und Sierra, deren enge Harmonien und geronnene Kanten den auffälligsten Aspekt früherer CocoRosie-Platten darstellten, neigen hier leider dazu, sich in der Fülle der Produktionselemente zu verlieren. Harfen, Aufnahmen von Tieren und trillernde Synths konkurrieren im geschäftigen Durcheinander des Albums um Aufmerksamkeit und vergraben seine erzählerischen Elemente in einer zusammenhangslosen Melange. Der Schmerz hinter den Worten bleibt real und gehaltvoll, aber die Wiedergabe überschreitet hier das Maß des Verträglichen.

6.6