CHARLOTTE DAY WILSON
ALPHA

KLANGPROFIL: ruhig LABEL: Stone Woman Music KLANGSTART: Juli 2021

Die elf Tracks auf ALPHA geben die perfekte Zusammenfassung dessen wider, worum es bei CHARLOTTE DAY WILSON geht.

Mit „ALPHA“ erscheint endlich das lang erwartete Album, auf das wir von Charlotte Day Wilson gehofft haben. Es enttäuscht nicht. Es ist nicht zu leugnen, welches Talent auf dem gesamten Album zu sehen ist. Wilson’s Stimme ist einzigartig; alles auf einmal bietet Herzschmerz, Verwirrung, Hoffnung und Wachstum. „Changes“, eine rauchige Jazz-Reflexion über die Auseinandersetzung mit sich selbst, unterstützt von einem Trap-Beat, blüht einem verblüffend hoffnungsvollen Abschluss entgegen. Wilson’s Harmonien nehmen dabei eine fast chorische Qualität an. Ein Gefühl spiritueller Kraft ist auf dem Debüt allgegenwärtig. Die Hintergrundgesänge auf „Strangers“ erinnern sofort an die eindringliche und zugleich engelhafte Auto-Tuned-Stimme, die auch Bon Iver verwendet. „If I Could“ ist ein Song, der sich auf religiöse Bilder stützt: “I’d bathe you/Wash you of the sins that plague you/Rid you of the burdens, and you’d be free once more,” singt Day Wilson.

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„ALPHA“ ist hymnisch und riesig mit all der Wärme eines Neo-Soul-Albums – groovige Rhythmen und stetiges Tempo. Gelegentlich springt ein obskures Instrument ein, auch wenn es nur einmal erscheint und jedes Lied erhöht. Komplizierte Gesangstexturen, überraschende Blechbläser, innovativer Einsatz digitaler Effekte. Es ist sehr offensichtlich, dass Wilson sowohl Produzentin als auch Musikerin ist. Ihre kollaborativen Beziehungen tragen nur zum Guten bei; ein echter Beweis für ihre Fähigkeiten im Songwriting. Obwohl sie sich in ihren individuellen Stilen unterscheiden, funktionieren BADBADNOTGOOD, Syd und Daniel Caesar alle und genau richtig. „ALPHA“ hat eine starke Klangvorlage und ist angenehm anzuhören. Wilson schafft es, ihre experimentelle Seite zu zeigen, ohne die ruhige Atmosphäre zu überwältigen.

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Eine fein geschliffene Darbietung ist schön und gut, aber manchmal will man einfach nur sehen, was eine Künstlerin sonst noch zu bieten hat. Wenn nicht textlich, dann musikalisch. Es gibt nicht viel an „ALPHA“, das uns überrascht oder uns eine neue Seite von Charlotte Day Wilson zeigt, doch sind dies nur geringfügige Beschwerden, da Wilson aufgrund der langen Zeit vor diesem Album – ganz zu schweigen von der Zeit, die für zusätzliche Audioarbeiten aufgrund der Pandemie zur Verfügung stand – nicht den Raum hatte, ihren Sound zu verfeinern und das Potenzial ihrer früheren Veröffentlichungen voll auszuschöpfen.

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Albumcover von Charlotte Day Wilsons Alpha: Unscharfes Schwarz-Weiß-Porträt mit großem rosa Graffiti-Schriftzug und subtiler Melancholie im Blick.



Ein Schleier aus gedämpftem Licht liegt über dem Gesicht auf dem Cover – wie Nebel, der sich nur zögerlich lichtet. Der Blick ist offen, aber nicht einladend; eher nach innen gekehrt, tastend, fast verloren in Gedanken. Das unscharfe Korn des Schwarzweiß-Fotos verstärkt den Eindruck einer inneren Bewegung, die nicht nach Ausdruck drängt, sondern nach Einkehr. Auch die Rezension beschreibt „ALPHA“ als von hymnischer, aber kontrollierter Kraft durchzogen – musikalisch wie emotional. Die Texte sind spirituell grundiert, aber nie ausgestellt, der Sound strukturiert, aber nicht auf Effekt getrimmt. Alles fließt in ruhiger Selbstverständlichkeit. Statt eruptivem Ausdruck dominiert ein stilles, tief atmendes Momentum, das eher durch Details und Nuancen als durch Dramatik wirkt – wie ein langer Blick in einen ruhigen Spiegel, der sich bei jedem Hinhören etwas verändert.
ruhig